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Badekarren: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 9. April 2024, 16:22 Uhr

Nachdem Cuxhaven 1816 Seebad wurde, gab es auch hier Badekarren. In der Grimmershörnbucht ist dafür ein Karrenbad eingerichtet worden.

Varianten und Historie

Wenn man alte Zeichnungen und Fotos ansieht, dann ist feststellbar, dass es Badekarren[1] mit zwei Rädern, mit vier gleichgroßen Rädern sowie mit vier Rädern aber zwei unterschiedlichen Radgrößen gab. Die meisten Badekarren wurden mit Pferden ins Wasser und wieder aus dem Wasser gezogen.

Badekarren um 1885 in der Grimmershörnbucht

Auf den Cuxhavenfotos aus der Zeit zwischen 1885 und 1905 ist ersichtlich, dass hier Winden als Antriebe dienten. Wenn die Karren ins Wasser gelangen sollten, dann wurde das Zugseil nachgelassen. Bei gegenläufiger Bewegung der Winde kamen die Badekarren wieder aus dem Wasser. Es gab Aufbauten, die boten sogar Platz für vier bis sechs Personen.

Die Badekarren sind in England erfunden worden. Es gibt Darstellungen aus dem Jahr 1736 (John Setterington) und aus dem Jahr 1750 (Benjamin Beale). Im hölzernen Aufbau konnte man sich ungesehen umziehen und anschließend geschützt durch Seitenverkleidungen über die Treppe ins Wasser gehen. Zu der damaligen Zeit war getrenntes Baden von Frauen und Männern mit festgelegtem Mindestabstand (z. B. 100 Schritte in den norddeutschen Ländern) vorgeschrieben. Badekarren gab es in Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, den norddeutschen Ländern, aber auch in den Vereinigten Staaten und in Mexiko.

Auf einer kleinen Treppe steigt der Entkleidete ins Bad - und auch die züchtigste der Frauen darf sich nicht scheuen, sich brav solchen Badekarrens beim Bade zu bedienen, denn außer, daß solcher an den Seiten bekleidet ist, auch die Eingangstür verschlossen werden kann, ist dafür gesorgt, daß durch einen seewärts niederzulassenden Vorhang der Badende sich dem Blicke jedes Lauschenden gänzlich entziehen kann.

Badekarren um 1900/1905 in der Grimmershörnbucht

Die Schaluppenbäder bildeten eine Alternative. Sie wurden auch als Badeboote mit "Aalkästen" bezeichnet. Dort stieg man in Bootsmitte in einen Käfig, der ins Wasser ragte. Diese Variante fand weniger Anklang als die Badekarren. Man war ja direkt dem Seegang ausgeliefert.

Als viele Städte und Inseln (Heiligendamm, Norderney ...) Seebäder wurden, schafften sie sich zunehmend Badekarren an[2]. 1901 endete in Großbritannien die gesetzlich vorgeschriebene Geschlechtertrennung beim Baden. Damit nahm dort natürlich die Nachfrage nach Badekarren ab.

Badekarren in Cuxhaven

Der erste Badekarren für Cuxhaven war im Frühjahr 1816 in Itzehoe nach englischem Vorbild im Wert von 65 Reichstalern gefertigt worden. Kurz nachdem Cuxhaven Seebad wurde, hatte das Bad erst einmal vier Badekarren. Ihr Stellplatz war ab 1819/1820 am Kalten Badehaus. Der Kutscher lenkte das von zwei Pferden gezogene Gefährt über eine Rampe bis zum Erreichen der geeigneten Wassertiefe. Dann spannte der Fuhrmann im Wasser die Pferde aus und begab sich mit ihnen an Land. Am hinteren Ende der Kabine konnte die bogenförmige Markise bis kurz über die Wasseroberfläche herabgelassen werden. Wenn die Badegäste am Karren eine kleine weiße Fahne hissten, dann holte der Kutscher sie ab. 1921 wurden 956 Flutbäder (Badekarren) und 20 Schaluppenbäder genommen.

Badekarren in der Gegenwart

In vielen Seebädern steht heute mindestens ein Badekarren als Erinnerung an historische Badekultur. Auf der Insel Borkum werden einzelne Badekarren als kleine DLRG-Stationen verwendet. Auf Norderney und in Binz auf Rügen gibt es jeweils einen Badekarren als Trauzimmer für das künftige Paar, für die Trauzeugen und für die Person aus dem Standesamt. Die Gäste müssen im Freien warten, z. B. in Strandkörben. Binz hat auch eine spezielle Sauna. Ein Badekarren wird zum Schwitzen und der zweite als Ruhebereich genutzt.

Literatur

  • CUXHAVENs schönste Seiten. Tourismuswerbung in der 200-jährigen Geschichte des Seebades - Zielke, H. - Wiefelstede: Oceanum Verlag, 2016 - 144 S. - ISBN 978-3-86927-408-9
  • Das Amt Ritzebüttel und sein Schloss Keimzelle der Stadt Cuxhaven. Von der Eroberung und ersten Amtmannschaft bis zum Groß-Hamburg-Gesetz - Bussler, P. - Hrsg.: Verein Bürger für das Schloss Ritzebüttel e. V. - Cuxhaven: Müller Ditzen, 2022 - 244 S. - ISBN 978-3-00-072279-0
  • Rügen und Hiddensee. Urlaubshandbuch - Höh, P. - Bielefeld: Reise Know-How Verlag, 1998 - 336 S. - ISBN 9783894166540
  • Cuxhaven mit den Augen der Fotografenfamilie Angelbeck - Mangels, Chr. - Fischerhude: Verlag Atelier im Bauerhaus, 2013 - 108 S. - ISBN 978-3-888132-383-2

Weblink

NDR


Fußnoten

  1. Badekarren wurden auch als Badewagen und Badekutschen bezeichnet.
  2. Badekarren auf Norderney --> 1797 3; 1803 6; 1822 27; 1835 68; 1838 80; 1860 86; 1882 >160; 1895 310 (150 am Damenbad; 160 am Herrenbad)