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Tegetthoff, Wilhelm, Freiherr von

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Tegetthoff

Freiherr Wilhelm Tegetthoff (* 23. Dezember 1827 in Marburg an der Drau (Steiermark); † 7. April 1871 in Wien) befehligte in dem Seegefecht vor Helgoland (9. Mai 1864) die Flotte des Deutschen Bundes.

Leben

Tegetthoff interessierte sich frühzeitig für die See. So erlaubte ihm der Vater[1] mit 13 Jahren den Eintritt in das Marinekollegium[2] in Venedig. Nach anfänglichen Sprachproblemen gehörte er bald zu den Besten seines Jahrgangs. Jedes Schuljahr endete mit einer Übungsfahrt auf einem Segelschulschiff. Hierbei fühlte sich Tegetthoff schnell in seinem Element. Am 21. Juli 1845 schloss er seine Ausbildung mit Bestnoten ab und trat seinen Dienst auf der Brigg[3] SMS MONTECUCCOLI an. Wilhelm von Tegetthoff war einer der wenigen Nichtitaliener der Venezianischen Marine. In den ersten Jahren kämpfte er überwiegend gegen griechische und nordafrikanische Piraten. Während der Revolution von 1848 schloss sich ein großer Teil der Flotte den Revolutionären an. Als Linienschifffähnrich diente er auf der Korvette SMS ADRIA, die zum Blockadegeschwader vor Venedig gehörte. Venedig kapitulierte 1949. Drei Jahre später wurde er Leutnant auf einem Linienschiff. 1854 erhielt er das Kommando über die kleine Goelette[4] ELISABETH, mit der er in der Adria und im östlichen Mittelmeer kreuzte. Er übernahm im folgenden Jahr den Befehl über den Raddampfer TAURUS, der an der Donaumündung patroullierte. Er ließ auch neue Fahrrinnen im Fluss ausbaggern und beseitigte hinderliche Wracks. Die Küsten der Roten Meeres und den Golf von Aden befuhr er 1857/1858. 1858 wurde Tegetthoff zum Korvettenkapitän befördert und er übernahm das Kommando über die Dampfkorvette SMS ERZHERZOG FRIEDRICH. Später begleitete er als Adjutant den Erzherzog auf der SMS ELISABETH nach Brasilien. Dadurch wurde das Verhältnis beider noch enger. Nach dieser Reise ist Tegetthoff zum Fregatten- und anschließend zum Linienschiffskapitän befördert worden. Nun befehligte er eigenständig kleinere Geschwader im östlichen Mittelmeer.


Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 lag ein dänisches Blockadegeschwader vor Helgoland. Im Mai bestand dieses Geschwader aus der SchraubenfregatteNIELS JUEL sowie den Schraubenkorvetten JYLLAND und HEJMDAL. Zur Unterstützung der schwachen preußischen Marine sandte Österreich ein Geschwader unter Konteradmiral Bernhard Freiherr von Wüllersdorf-Urbair. Tegetthoff eilte dem Verband mit den beiden Fregatten SCHWARZENBERG und RADETZKY voraus. Vor der westfriesischen Insel Texel vereinigte er sich mit den beiden Kanonenbooten BASILISK und BLITZ sowie dem Raddampfer PREUSSISCHER ADLER. Am 4. Mai erreichte er Cuxhaven. Zur Seeschlacht bei Helgoland kam es am 9. Mai. Der dänische Kommodore Suenson suchte die schnelle Entscheidung vor dem Eintreffen des Geschwaders von Wüllersdorf-Urbair. Es gelang Tegetthoff, als Befehlshaber dieser österreichisch-preußischen Flotte, die kleine Kiellinie der Dänen zu durchbrechen, um im Nahkampf seine Geschütze effektiver einsetzen zu können. Sein Flaggschiff SCHWARZENBERG erhielt 153 Treffer, büßte ein Fünftel der Besatzung sowie Fockmast und Bugspriet ein. Tegetthoff zog sich mit den Schiffen nach Helgoland zurück. Helgoland gehörte damals zum englischen Hoheitsgebiet. Die Dänen konnten nicht schnell genug folgen und brachen das Gefecht ab. Am 10. Mai 1864 kehrte Tegetthoff nach Cuxhaven zurück. Dort wurden die Verwundeten versorgt und die 52 Gefallenen auf dem Ritzebütteler Friedhof beigesetzt. Ebenfalls am 10. Mai ist der Linienschiffskapitän zum Konteradmiral befördert worden.


Die Niederlage der italienischen Armee gegen Österreich am 24. Juni 1866 schmerzte die Italiener. Für eine Revanche auf dem Wasser und als nationales Symbol des jungen Königreichs Italien wurde eine Kriegsflotte mit modernen Panzerschiffen[5] aufgebaut. In Österreich war die Lage anders. Die beiden modernsten Panzerschiffe ERZHERZOG FERDINAND MAX und HABSBURG wurden 1866 nicht - wie vorgesehen - mit 32 schweren Geschützen sondern jeweils mit 16 (leichten) 48-Pfündern ausgerüstet. Tegetthoff machte sich and die Arbeit, den Ausrüstungsmissständen abzuhelfen, die Offiziere zu instruieren und die Besatzungen auszubilden. Die italienische Flotte[6] unter dem Oberbefehlshaber Admiral Graf Carlo Pellion di Persano begann am 18. Juli 1866 mit der Beschießung von Österreichs Insel Lissa (jetzt Vis). Zwei Tage später näherte sich Tegetthoff mit seiner Flotte.[7] Persano verließ sein Flaggschiff, die RE D´ ITALIA, und setzte mit seinem Stab zur stärker gepanzerten AFFONDATORE über. Durch dieses Übersetzen riss die RE D´ ITALIA eine Lücke in der Gefechtslinie auf. Genau in diese Lücke stießen die Österreicher hinein. So fuhren z. B. die beiden Flaggschiffe RE D´ ITALIA (ohne Persano) und ERZHERZOG FERDINAND MAX (mit Tegetthoff) auf Parallelkurs. Die Italiener trafen nicht und die österreichischen Geschosse prallten an der Schiffspanzerung ab. Die Schlacht ging in einen unübersichtlichen Nahkampf über. Tegetthoffs Flaggschiff rammte die RE D´ ITALIA mittschiffs, sodass das italienische Schiff innerhalb weniger Minuten sank. Die italienische Panzerfregatte PALESTRO erhielt einen Granattreffer in einem Vorraum mit Kohle. Das Schiff geriet in Brand und explodierte später. Die AFFONDATORE wurde so stark zusammengeschossen, dass sie zwei Wochen später bei schwerem Wetter sank. Nach zwei Stunden brachen die Italiener die Schlacht ab. Die österreichische Flotte hatte kein Schiff verloren, aber 138 Tote und Verwundete zu beklagen. Die italienischen Verluste waren 620 Tote, 161 Verwundete und (vorerst) 2 Schiffe. Die italienische Besetzung der Insel Lissa war abgewendet. Tegetthoff wurde zum Vizeadmiral befördert und mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet. Das Debakel der technisch und zahlenmäßig überlegenen italienischen Flotte wurde in italienischen Zeitungen als Sieg dargestellt. Drei bzw. acht österreichische Schiffe sollten versenkt worden sein (auch das Linienschiff KAISER). Daraufhin veranstaltete Tegetthoff eigenmächtig ein Festbankett auf der KAISER, zu dem er ausländische Korrespondenten und Marineoffiziere einlud.


Nach dem Krieg wurde er auf Studienreisen nach Frankreich, Großbritannien und in die USA entsandt. Seit dem 6. März 1868 war er Oberbefehlshaber der österreichischen Marine. Im Folgejahr begleitete er Kaiser Franz Joseph zur Eröffnung des Suezkanals.


Wilhelm von Tegetthoffs starke Stellung in der Marine basierte auf seinem Charisma, seinen seemännischen Fähigkeiten, seinen militärischen Kenntnissen und seinem ausgeprägten Pflichtbewusstsein.

Denkmal

Das Tegetthoff-Denkmal in Cuxhaven befindet sich auf dem Ritzebütteler Friedhof.

Das Tegetthoff-Denkmal in Wien auf dem Praterstern wurde am 24. September 1886 enthüllt. Auf einer 11 Meter hohen Marmorsäule mit bronzenen Schiffsschnäbeln steht die 3,5 Meter hohe Statue.

Literatur

  • Militär- und Marinegeschichte Cuxhavens. Eine illustrierte Entdeckungsreise
Bussler, P.; Schumann, N. - Verlag Aug. Rauschenplat, 2000 - 192 S. - ISBN 9783935519007
  • Österreichs Seeheld. Admiral Wilhelm von Tegetthoff - In: SCHIFF Classic, 6/2024 - S. 42-47
  • Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak
Karsten, A.; Rader, O. B. - München: Verlag C. H. Beck, 2013 - 429 S. - ISBN 9783406655586

Weblink

Tegetthoffdenkmal Wien


Fußnoten

  1. Vater: Franz Carl Gabriel von Tegetthoff stieg in der Kaiserlichen Armee Österreichs bis zum Oberstleutnant auf.
  2. Marinekollegium: Collegio di Cadetti di Marina
  3. Brigg: Segelschiff mit Rahsegeln an beiden Masten
  4. Goelette: Zweimast-Gaffelschoner
  5. Die Fortschritte der industriellen Eisenverarbeitung führte zur Erfindung der Panzerplatte und damit zum Bau von Panzerschiffen. Die Panzerschiffe waren den alten Linienschiffen aus Holz weit überlegen.
  6. Die italienische Flotte bestand aus 34 Schiffen.
  7. Tegetthoff war seit dem 9. Mai 1866 Befehlshaber der österreichischen Flotte, die aus 24/27 Schiffen (unterschiedliche Quellenangaben), darunter 6 Panzerschiffen bestand.