Schneidemühl

Piła (deutsch Schneidemühl) ist eine Stadt am Fluss Küddow in der Wojewodschaft Großpolen im nordwestlichen Teil Polens. Sie liegt rund 80 km nördlich der Stadt Posen. Heute ist sie mit ihren vielen Industriezweigen (Chemie, Metall- und Holzverarbeitung, Landwirtschaft) und als Sitz einer bekannten Lokwerkstatt überregional bedeutend.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Stadt wurde 1380 gegründet und erhielt 1513 vom polnischen König Sigismund I. das Stadtrecht. Mit der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 kam die Stadt von Polen an Preußen. Noch im Jahre 1774 stellten die Polen fast die Hälfte aller Einwohner (620 von 1322), jedoch sank der Anteil der polnischen Bevölkerung bis 1900 unter fünf Prozent. Einen bedeutenden Aufschwung erlebte die Stadt durch den Bau der Preußischen Ostbahn.
Nach dem Wiener Kongress gehörte Schneidemühl zum Kreis Chodziesen (auch: Chodschesen) in der preußischen Provinz Posen, Regierungsbezirk Bromberg. Dieser Kreis trug seit dem 6. März 1877 den neuen Namen Kolmar i. Posen.
Seit dem 1. April 1914 bildete Schneidemühl einen eigenen Stadtkreis, sodass die Stadt nicht mehr der Verwaltung des Landrates unterworfen war.
Aufgrund der Grenzverschiebungen nach dem Ersten Weltkrieg als Folge des Versailler Vertrages verlegte der Regierungspräsident in Bromberg seinen Sitz 1919 nach Schneidemühl und nahm dort am 20. November seine neue Tätigkeit als Regierungsstelle für den Verwaltungsbezirk Grenzmark Westpreußen-Posen auf. Diese verwaltete alle bei Deutschland verbleibenden Gebiete der Provinzen Posen und Westpreußen westlich der Weichsel.
Die Regierungsstelle in Schneidemühl trug ab 11. Januar 1921 den Namen Posen-Westpreußen.
Seit dem 1. Juli 1922 gehörte Schneidemühl zur neuen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und nach deren Auflösung ab 1. Oktober 1938 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zur Provinz Pommern. Es war Sitz des Regierungspräsidenten und bis 1938 gleichzeitig Provinzialhauptstadt.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden, womit die bisherige Stadtgemeinde Schneidemühl jetzt die Bezeichnung Stadt führte.
160 jüdische Bürger Schneidemühls wurden am 12. März 1940 im Zuge der Judenverfolgungs- und Vernichtungsaktionen im Dritten Reich deportiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Schneidemühl an Polen, wobei die deutschen Einwohner größtenteils vertrieben wurden.
Heute leben in Piła noch ungefähr 800 Deutsche, die sich zu einem Freundeskreis (Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft in Schneidemühl) zusammengeschlossen haben.
Einwohnerentwicklung
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Söhne und Töchter der Stadt
- Carl Friedrich Goerdeler, deutscher Politiker und Widerstandskämpfer
- Hans Achim Gussone, (1926-1997), deutscher Forstwissenschaftler
- Fritz Johlitz, deutscher Politiker und Reichstagsabgeordneter
- Erwin Kramer, (1902–1979), Minister für Verkehrswesen der DDR und Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn
- Hein Kötz, deutscher Rechtswissenschaftler
- Karl Retzlaw, (1896–1979), sozialistischer Politiker und Publizist
- Bernard Schultze (1915–2005), Maler
- Stanisław Staszic (1755–1826), polnischer Priester, Politiker und Naturforscher
- Johanna Töpfer (1929–1990), stellvertretende Vorsitzende des FDGB und Wirtschaftswissenschaftlerin
Sonstige Persönlichkeiten
- Der spätere Bischof Maximilian Kaller war mehrere Jahre als apostolischer Administrator in Schneidemühl tätig.
- Heinrich Maria Janssen, der spätere Bischof von Hildesheim, war von 1934 bis zur Vertreibung 1945 als Vikar und Kuratus an St. Antonius in der Freien Prälatur Schneidemühl tätig.
- Ilse Kleberger (1921 - 2012), deutsche Schriftstellerin, absolvierte in Schneidemühl ihr Abitur.
Partnerstädte
Am 8. September 1957 übernimmt Cuxhaven die Patenschaft für die Stadt Schneidemühl gemäß Ratsbeschluss vom 4. April 1957.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Partnerschaft wurde im Schlossgarten der Stadt Cuxhaven eine Eiche gepflanzt.