Löwen-Apotheke
Die Löwen-Apotheke war die erste und älteste Apotheke in Cuxhaven.
1644 taucht erstmals in einer Ritzebüttler Steuerliste der Apotheker Bartholdus Junck Johann auf. Jedoch gibt es keinerlei weitere Angaben zu Art oder Bestehen einer Apotheke.
1696 dann ist ein Apotheker August Joachim Krüger genannt, belegt durch ein (internes Behörden-) Schreiben aus dem Jahre 1716, in dem er beantragt, sein auf 20 Jahre erteiltes Privileg auf Lebenszeit auszuweiten. Wenn man davon ausgeht, dass sein Privileg kurz vor Ablauf war, so kommt man auf das genannte Jahr 1696 für die Erteilung des ersten Privilegs und Eröffnung der privilegierten A. in Ritzebüttel.
1720 kauft der aus Wismar gebürtige Apotheker Joachim Voss die Apotheke der Witwe Krüger in der Hardewiek. Sein Gesellenbrief aus dem Jahre 1711 ist erhalten. Bürgermeister und Rat der Stadt Hamburg ( Ritzebüttel war hamburgisch) waren sich einig, ihm das "Privilegium der Apothec, wie es sein Vorfahr (Vorgänger) gehabt" zu erteilen, damit "er der Concession gemäß die Apothec so viel thunlich, in solchen Stande setze, damit in Zeit der Noth an den gemeinesten (gebräuchlichsten) Mitteln kein Mangel sich eräugne."
1749 verstirbt Joachim Voss. Seine Witwe besaß die Apotheke bis 1751.
1751 dann folgte der Sohn Jacob Heinrich Voss. Er führte die Apotheke bis 1802.
Aus der Zeit ist belegt, dass ein gewisser Raue hier in Ritzebüttel minderwertige Arzneimittel ohne Genehmigung verkauft hat. Auszug aus einem Brief, in dem sich der Apotheker beim Amtmann auf dem Schloss darüber beschwert: "Ich will übergehen, wie viele Gefahr und Schaden hieraus für das publicum zu befahren sey, nachdemahlen ich ereweislich zu machn im stande bin, das statt verlangten Saffrans, Pflasters, praeparata von Pech und andern schlechten ingredientzien debitieret sind, welches mit liquida (Flüssigkeiten) ebenmässig geschehen...".
Eine weitere Episode: Es hatte wohl einen Giftmord oder einen Giftunfall gegeben; der Stoff kam aus der A.. Daraufhin wurde von der Behörde an den Apotheker ein Befehl gegeben "von denen in seiner Officin vorfindlichen giftigen Waaren, an niemanden als an wohlbekannte unverdächtige hiesige Bürger" abzugeben, und "vor seinen des Apothekers Augen, eigenhändig verzeichne, und mit seinem, des Käufers eigenem Namen unterschreibe" ... "Alles bey Strafe der unfehlbaren augenblicklichen Aufhebung seines Privilegii und Verschließung seiner Officin.."
Ebenfalls aus der Zeit: Es gab damals sogenannte "Hand- und Spanndienste", d.h. Bürger mussten bei öffentlichen Aktionen, z.B. Bauwerken, Arbeitsdienst leisten oder sich freikaufen. Die privilegierten Apotheker brauchten das nicht. 1782 kam der Schlachter Nicolaus Matthießen , der wohl von Amts wegen berechtigt war, Leute zu besorgen. In Abwesenheit des Apothekers hat er zu Unrecht 20 Taler eingetrieben, worauf der Herr Voss sich auf acht Seiten darüber beim Amtmann beschwert.
1802 übernimmt Erdmann Wilhelm Voss die A.. 1840 wurde von ihm eine Dispensierstube (Filiale) gegründet, die aber wegen zu geringen Umsatzes nach einem Jahr wieder geschlossen wurde.
Ein Ereignis aus seiner Zeit: Am 22. März 1828 verstirbt der Apotheker, nachdem er am 12. d.M. beim Kochen von Oel und Schwefelblume durch die Dämpfe das Bewusstsein verlor und mit dem Gesicht in die kochende Masse fiel.
1839 führt nach seinem Tot seine Witwe die A. bis 1842.
1843, 1. Januar Übernahme durch Eduard Wilhelm Voss.
1886 - 1893 führt seine Witwe die Apotheke.
1893 - 1895 wird die A. verwaltet durch den Schwiegersohn Georg Neumann.
1895 Unter der Regie von Ernst Wilhelm Voss zieht die A. am 10. Juni d.J. von der Kleinen Hardewiek in die Deichstraße 10 in einen repräsentativen Neubau neben der ehemaligen Windmühle. Irrtümlich wird zuweilen angegeben, sie stehe auf dem Mühlenplatz. Möglicherweise trug man mit dem Umzug dem Zusammenschluss Ritzebüttels mit Cuxhaven (1872) Rechnung.
Das ehemalige Apothekerhaus in der Hardewiek 105, heute Kleine Hardewiek wird am 6. März 1903 von der Gemeinde gekauft. Im Jahre 1909 muss es dem Neubauvorhaben des Bauvereins weichen. An seiner Stelle verläuft heute die Bauvereinstraße.
Der Platz vor der alten A. wurde Voss-Platz oder auch Apotheken-Platz genannt.
1949 verstarb E.W. Voss kinderlos als der letzte der Apotheker-Dynastie. Die A. wurde vererbt an seine Nichte Fr. Neumann. Laut gesetzlicher Vorschrift durfte sie die A. nicht behalten, weil sie keine Apothekerin war. Daher heiratete sie
1949 den Apotheker Heinz Vollstädt (1949-1961).
1962 - 1974 Bruno Weidlich.
1974 - 1975 Unter Verwaltung
1975 dann Friedrich Vorbrodt
2006 Nezhat Seyedan bis 2012.
2012 - 2016 Susanne Lukoschek.
Es ist nicht gesichert, wann die `Voss´sche-Apotheke` umbenannt wird in `Löwen-Apotheke´. Eine Quelle nennt das Jahr 1914. Eine andere Aussage nennt das Datum des Umzugs 1895. Ebenso wird auch von der alten Löwen-Apotheke (also vor 1895) gesprochen. Die Löwen-Figur war allerdings schon im alten Haus in der Kleinen Hardewiek über der Tür angebracht. Sie stammt aus der Mitte des 18. Jh. nach einer Vorlage von David Benjamin Opitz aus dem Jahr 1747.
Aufgrund der Privilegierung aus dem Jahre 1696 ist die Löwenapotheke Cuxhavens ältester Gewerbebetrieb.
Als Apotheke bekam sie erst im Jahre 1914 von der Döser Kaiser-Apotheke am Lichtenbergplatz `Konkurrenz´.
Im Jahr 2016 wird die Apotheke aus Altersgründen aufgegeben und die Firma Scribifax verlagert nach Umbau ihre Geschäftsräume in das geschichtsträchtige Haus.