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Marine-Peilfunkstelle Altenwalde: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Marinepeilfunkstelle Altenwalde''' war eine militärische Funkpeilungseinrichtung der Deutschen Wehrmacht am [[Altenwalder Heideweg]].
  
Die '''Marinepeilfunkstelle Altenwalde''' war eine militärische Funkpeilungseinrichtung der Deutschen Wehrmacht am [[Altenwalder Heideweg]]. Zu der Marine-Beobachungsstelle gehörten drei Peilfunkempfänger, einer davon im Altenwalder Pferdemoor, ein weiterer im Wursterheider Waldstück `Kleine Lieth´. Die Lage des dritten Empfängers ist nicht bekannt. Erstellung und Betrieb der Anlage liegen im Dunkel. Vermutlich hatten sie die Aufgabe, die Richtung von Funksprüchen feindlicher Schiffe oder Flugzeuge zu orten.
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==Allgemein==
 
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Zu der Marine-Beobachtungsstelle gehörten drei Peilfunkempfänger, einer davon im Altenwalder Pferdemoor, ein weiterer im Wursterheider Waldstück `Kleine Lieth´. Die Lage des dritten Empfängers ist nicht bekannt. Erstellung und Betrieb der Anlage liegen im Dunkel. Vermutlich hatten sie die Aufgabe, die Richtung von Funksprüchen feindlicher Schiffe oder Flugzeuge zu orten.
Der Empfänger im Pferdemoor bestand aus 4 50 m hohen Masten, die zu Kriegsende gesprengt wurden.
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Der Empfänger im Pferdemoor bestand aus vier 50 m hohen Masten, die zu Kriegsende gesprengt wurden.
  
 
==Nach dem 2. Weltkrieg==
 
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Nach dem Ende wurde die Anlage am Altenwalder Heideweg von britischen Truppen besetzt und als Unterkünfte bezogen.
 
Nach dem Ende wurde die Anlage am Altenwalder Heideweg von britischen Truppen besetzt und als Unterkünfte bezogen.
  
Zum Jahreswechsel [[1945]]/[[1946]] wurden die Baracken von den Einquartierungen geräumt, um dort die Seefunkstelle [[Elbe-Weser Radio]] <ref>Radio = Namenszusatz für Morse- oder Sprechfunk</ref>, einzurichten, die bis dahin unter unzulänglichen Umständen im Minensucherhafen untergebracht ware. Zwischen dem Auszug der Engländer und dem Einzug der Funker hatte die [[Altenwalde]]r Bevölkerung ausreichend Zeit gefunden, die Baracken restlos auszuplündern und teilweise sogar komplett als Brennholz abzutransportieren. Geblieben waren drei Baracken, die erst wieder mühselig technisch eingerichtet werden mussten. Anbetrachts der nicht vorhandenen Materialien und unendlich komplizierter Beschaffungswege direkt nach dem Kriege, ein aufweniges Unternehmen.
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Zum Jahreswechsel [[1945]]/[[1946]] wurden die Baracken von den Einquartierungen geräumt, um dort die Seefunkstelle [[Elbe-Weser Radio]] <ref>Radio = Namenszusatz für Morse- oder Sprechfunk</ref>, einzurichten, die bis dahin unter unzulänglichen Umständen im Minensucherhafen untergebracht war. Zwischen dem Auszug der Engländer und dem Einzug der Funker hatte die [[Altenwalde]]r Bevölkerung ausreichend Zeit gefunden, die Baracken restlos auszuplündern und teilweise sogar komplett als Brennholz abzutransportieren. Geblieben waren drei Baracken, die erst wieder mühselig technisch eingerichtet werden mussten. Anbetrachts der nicht vorhandenen Materialien und unendlich komplizierter Beschaffungswege direkt nach dem Kriege, ein aufwändiges Unternehmen.
  
Am [[1. April]] 1946 wurden die Baracken und die Sendestelle bezogen, am [[8. April]] 1946 nimmt [[Elbe-Weser-Radio]] den Betrieb auf.
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Am [[1. April]] 1946 wurden die Baracken und die Sendestelle bezogen, am [[8. April]] 1946 nahm Elbe-Weser Radio den Betrieb auf.
  
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[[Datei:Peilempfänger Neuwerk.jpg|Peilstation Neuwerk|thumb|right]]
 
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Nach dem Krieg waren die Wasserwege der Außenelbe weitgehend vermint. Frei waren lediglich schmale mittlerweile geräumte Wege, die durch Tonnen gekennzeichnet waren. Für die Schifffahrt war es also überlebenswichtig, die Einfahrten dieser sogenannten `Zwangswege´ genau anzufahren, was mit den damaligen Mitteln, besonders bei widrigem Wetter, durchaus zum Glücksspiel werden konnte. Um hier die Sicherheit, nicht zuletzt auch für die alliierte Schifffahrt zu erhöhen, ordnete Ende 1945  die britische Kontrollmission den Aufbau eines Peilnetzes an, genannt `Peilfunknetz Nordsee´. Aufgabe war die Positions-Bestimmung von funksignal-gebenden Schiffen, um ihnen ihre genaue Seeposition mitzuteilen und somit das Navigieren zu erleichtern, aber auch um in Seenot geratene Schiffe anzupeilen und deren Position zu bestimmen. Als Orte für Peilfunkstellen wurde die Insel Norderney, St. Peter-Ording und die Insel [[Neuwerk]] bestimmt. Diese waren durch Standleitungen und Funk mit der Leitpeilfunkstelle Elbe-Weser-Radio am [[Altenwalder Heideweg]] verbunden. Am [[1. September]] [[1946]] ging das System unter der Bezeichnung Elbe-Weser-Gonio <ref>Gonio = Namenszusatz für Peilfunk</ref> in Betrieb.
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Nach dem Krieg waren die Wasserwege der Außenelbe weitgehend vermint. Frei waren lediglich schmale mittlerweile geräumte Wege, die durch Tonnen gekennzeichnet waren. Für die Schifffahrt war es also überlebenswichtig, die Einfahrten dieser so genannten `Zwangswege´ genau anzufahren, was mit den damaligen Mitteln, besonders bei widrigem Wetter, durchaus zum Glücksspiel werden konnte. Um hier die Sicherheit, nicht zuletzt auch für die alliierte Schifffahrt zu erhöhen, ordnete Ende 1945  die britische Kontrollmission den Aufbau eines Peilnetzes an, genannt `[[Peilfunknetz Nordsee]]´. Aufgabe war die Positions-Bestimmung von funksignal-gebenden Schiffen, um ihnen ihre genaue Seeposition mitzuteilen und somit das Navigieren zu erleichtern, aber auch um in Seenot geratene Schiffe anzupeilen und deren Position zu bestimmen. Als Orte für Peilfunkstellen wurden die Insel Norderney, St. Peter-Ording und die Insel [[Neuwerk]] bestimmt. Diese waren durch Standleitungen und Funk mit der Leitpeilfunkstelle Elbe-Weser-Radio am [[Altenwalder Heideweg]] verbunden. Am [[1. September]] [[1946]] ging das System unter der Bezeichnung Elbe-Weser-Gonio <ref>Gonio = Namenszusatz für Peilfunk</ref> in Betrieb.
  
Die Neuwerker Station war ein einer Holzbaracke einquartiert, die zuvor als Kinderheim Hamburgischer Sielarbeiter gedient hatte. Neuwerk hatte zu der Zeit eine Windenergieanlage mit mit großen Puffer-Batterien. So war die Stromversorgung sicherer als auf dem Festland, bestand jedoch aus 220 V Gleichspannung. Diese musste zunächst in Wechselspannung umwandelt werden. Die Versorgung führte die Schute `Eitzenbalje´ aus. Kleinere Transporte wurden von der Duhner Wattenpost der Familie Brütt oder dem Motorrettungsboot `Geheimrat Gerlach´ der [[DGzRS]] ausgeführt. <br>
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Die Neuwerker Station war in einer Holzbaracke einquartiert, die zuvor als Kinderheim hamburgischer Sielarbeiter gedient hatte. Neuwerk hatte zu der Zeit eine Windenergieanlage mit großen Puffer-Batterien. So war die Stromversorgung sicherer als auf dem Festland, bestand jedoch aus 220 V Gleichspannung. Diese musste zunächst in Wechselspannung umgewandelt werden. Die Versorgung führte die Schute `Eitzenbalje´ aus. Kleinere Transporte wurden von der Duhner Wattenpost der Familie Brütt oder dem Motorrettungsboot `Geheimrat Gerlach´ der [[DGzRS]] ausgeführt. <br>
Weihnachten 1946 brannte das Windrad ab, sodass sofort ein Stromagregat zur Insel transportiert werden musste, was ebenfalls das Motorrettungsboot unter seinem Vormann Rickmer Bock ausführte. Beschaffung, Transport und Installation gingen so schnell von statten, dass es durch die Pufferbatterien zu keiner Unterbrechung kam.
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Weihnachten 1946 brannte das Windrad ab, sodass sofort ein Stromaggregat zur Insel transportiert werden musste, was ebenfalls das Motorrettungsboot unter seinem Vormann Rickmer Bock ausführte. Beschaffung, Transport und Installation gingen so schnell vonstatten, dass es durch die Pufferbatterien zu keiner Unterbrechung kam.
  
 
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Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass Neuwerk als Standort, vor allem in der Winterzeit, nur schwer zu versorgen war. So entschloss man sich zum Umzug der Station auf die `[[Holter Höhe]]´ bei Altenwalde auf das Gelände eines Scheinwerferstandes der Luftabwehr aus dem WK. II. Mit einen zur Verfügung stehenden Mast konnte ein `Großkreuzrahmen´ erreicht werden. Am [[1. Juli]] [[1949]] ging die Anlage in Betrieb.
 
Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass Neuwerk als Standort, vor allem in der Winterzeit, nur schwer zu versorgen war. So entschloss man sich zum Umzug der Station auf die `[[Holter Höhe]]´ bei Altenwalde auf das Gelände eines Scheinwerferstandes der Luftabwehr aus dem WK. II. Mit einen zur Verfügung stehenden Mast konnte ein `Großkreuzrahmen´ erreicht werden. Am [[1. Juli]] [[1949]] ging die Anlage in Betrieb.
  
Ab [[1950]] ging die Anforderung von Navigationsunterstützung durch zunehmende Verbesserung der Schiffselektronik zurück. Mithin verlagerte sich das Hauptaufgabengebiet von Elbe-Weser-Gonio auf die Schiffssicherheit und den Seenotdienst. So wurde jede Seenotmeldung gleichzeitig automatisch eingepeilt, um Positionsfehler sofort revidieren zu können. Einer der großen Erfolge war der Untergang des Argentinischen Fahrgastschiffes `Maipu´ am [[4. November]] [[1951]], wo binnen 30 Sekunden die korrekten Position übermittelt werden konnte, was zur Rettung von 350 Personen führte.
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Ab [[1950]] ging die Anforderung von Navigationsunterstützung durch zunehmende Verbesserung der Schiffselektronik zurück. Mithin verlagerte sich das Hauptaufgabengebiet von Elbe-Weser-Gonio auf die Schiffssicherheit und den Seenotdienst. So wurde jede Seenotmeldung gleichzeitig automatisch eingepeilt, um Positionsfehler sofort revidieren zu können. Einer der großen Erfolge war während des Unterganges des argentinischen Fahrgastschiffes `Maipu´ am [[4. November]] [[1951]], wo binnen 30 Sekunden die korrekte Position übermittelt werden konnte, was zur Rettung von 350 Personen führte.
  
 
Wegen des großen Personalaufwandes wurden 1950 die alten Handpeiler gegen fernbedienbare Sichtfunkpeiler ausgetauscht. Es handelte sich um Braunsche Röhren, die die Richtung automatisch durch Striche oder schmale Ovale anzeigten, ähnlich den Oszilloskopen.  
 
Wegen des großen Personalaufwandes wurden 1950 die alten Handpeiler gegen fernbedienbare Sichtfunkpeiler ausgetauscht. Es handelte sich um Braunsche Röhren, die die Richtung automatisch durch Striche oder schmale Ovale anzeigten, ähnlich den Oszilloskopen.  
  
[[Datei:Peilfunk Pferdemoor.jpg|Peilfunk-Empfänger Pferdemmoor|thumb|left]]
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1948 wurde durch den Schiffssicherheitsvertrag von Kopenhagen festgelegt, dass Schiffe statt mit den bisherigen Mittelwellensendern der besseren Funkeigenschaften wegen mit Grenzwellengeräten auszurüsten seien. Mithin waren die Peilstellen in Zugzwang, da hierfür komplett neue Anlagen inklusive anderer Antennenanlagen benötigt wurden. Man wählte das nach seinem englischen Erfinder benannte Adcock-System, welches einen hohen Grundwasserspiegel erfordert. Damit war auch ein Umzug nötig. Man zog auf das alte Wehrmachtsgelände ins Pferdemoor. Dort werden vier Masten aufgestellt mit einer Holz-Peilhütte auf dem Fundament des alten Marinepeilers im Zentrum. 1951 oder [[1952]] ging das neue System mit einer Frequenz von 410 kHz in Betrieb.
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1948 wurde durch den Schiffssicherheitsvertrag von Kopenhagen festgelegt, dass Schiffe statt mit den bisherigen Mittelwellensendern der besseren Funkeigenschaften wegen mit Grenzwellengeräten auszurüsten seien. Mithin waren die Peilstellen in Zugzwang, da hierfür komplett neue Anlagen inklusive anderer Antennenanlagen benötigt wurden. Man wählte das nach seinem englischen Erfinder benannte Adcock-System, welches einen hohen Grundwasserspiegel erfordert. Damit war auch ein Umzug nötig. Man zog auf das alte Wehrmachtsgelände ins Pferdemoor. Dort wurden vier Masten aufgestellt mit einer Holz-Peilhütte auf dem Fundament des alten Marinepeilers im Zentrum. 1951 oder [[1952]] ging das neue System mit einer Frequenz von 410 kHz in Betrieb.
  
Am [[6. Juni]] [[1963]] brennt die Peilhütte des Adcock-Peiler ab; vermutlich durch Selbstentzündung durch statische Aufladung der Sendeleitungen. Darausfin wird die Hütte in massiver Bauweise erneuert.
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1958 wird die Peilfunk-Zentrale von Altenwalde nach Norden-Norddeich zur Küstenfunkstelle Norddeich-Radio verlegt.
  
Zu der Zeit hatte die Ausnutzung der Anlage bereits aufgrund neuer technischer Möglichkeiten auf den Schiffen abgenommen. So wurde die Peilfunkstelle unter anderem zur Überwachung von "Verklappungen" von säurehaltigen Abfällen der Blexer Firma `Cronos-Titan´ in der Nordsee genutzt. Seit dem [[13. Juli]] [[1970]] mußten sich die Tankschiffe vor der Verklappung einpeilen lassen, als Nachweis dafür, dass die Verklappung tatsächlich in dem dafür vorgesehenen Gebiet nordwestlich von Helgoland erfolgt.
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Am [[6. Juni]] [[1963]] brennt die Peilhütte des Adcock-Peilers ab; vermutlich durch Selbstentzündung durch statische Aufladung der Sendeleitungen. Daraufhin wird die Hütte in massiver Bauweise erneuert.
  
Ab 1973 bezuschusst das Bundes-Verkehrsministerium die Anlage, da sie keine eigenen Einnahmen erzielen kann.
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Zu der Zeit hatte die Ausnutzung der Anlage bereits aufgrund neuer technischer Möglichkeiten auf den Schiffen abgenommen. So wurde die Peilfunkstelle unter anderem zur Überwachung von "Verklappungen" von säurehaltigen Abfällen der Blexer Firma `Cronos-Titan´ in der Nordsee genutzt. Seit dem [[13. Juli]] [[1970]] mussten sich die Tankschiffe vor der Verklappung einpeilen lassen, als Nachweis dafür, dass die Verklappung tatsächlich in dem dafür vorgesehenen Gebiet nordwestlich von Helgoland erfolgt.
  
[[Datei:Ortmann 7932 1000.jpg|Fa.Ortmann|thumb|right]]
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Ab 1973 bezuschusst das Bundes-Verkehrsministerium die Anlage, da sie keine eigenen Einnahmen erzielen kann.
  
Z.Z. ist noch nicht bekannt, wann der Betrieb der Peilanlage vollends eingestellt wurde. Am [[15. Dezember]] [[1996]] wurde Elbe-Weser Radio endgültig geschlossen. <br>
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1985 wurde das Peilfunknetz Nordsee mangels Bedarf eingestellt. Am [[15. Dezember]] [[1996]] wurde Elbe-Weser Radio endgültig geschlossen. <br>
 
Nach der Nutzung durch Elbe-Weser Radio zog in eine der bestehenden Baracken eine Tischlerei ein, die dort bis etwa [[2000]] eine Holzwerkstatt betrieb.
 
Nach der Nutzung durch Elbe-Weser Radio zog in eine der bestehenden Baracken eine Tischlerei ein, die dort bis etwa [[2000]] eine Holzwerkstatt betrieb.
  
[[Datei:Peilfunkstelle Pferdemoor 6876.jpg|Sockel eines der Sendemasten im Pferdemoor|thumb|left]]
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==Lageplan==
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[[Datei:Karte Pferdemoor.jpg]]
  
Geblieben sind von der Einrichtung nördlich von [[Altenwalde]] im Pferdemoor im Jahre [[2010]] noch die 4 Sockel der Funkmasten, sowie 12 Sockel für die Abspannseile der Masten.
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Datei:Marine-Peilstelle-AW Jan 1940.jpg|Januar 1940
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Datei:Marine-Peilstelle 1940.jpg|Peilstelle 1940
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Datei:Marine-Peilstelle-AW Mai 1941.jpg|Feldbahn Mai 1941
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Datei:Ortmann 7932 1000.jpg|Tischlerei Ortmann
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Datei:Pferdemoor Adcock Langwelle.jpg|Sockel der Langwellenanlage 2011
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53.832289, 8.67214, Langwelle ADCOCK
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53.833972, 8.670076, Kurzwelle ADCOCK
 
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53.832042, 8.666539
 
53.832042, 8.666539
 
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==Karte der Station im Pferdemoor==
 
 
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53.837316, 8.668438
 
53.837867, 8.668803
 
53.836974, 8.668996
 
53.837721, 8.669393
 
</googlemap>
 
  
 
[[Kategorie:Militär]]
 
[[Kategorie:Militär]]
 
[[Kategorie:Altenwalde]]
 
[[Kategorie:Altenwalde]]

Aktuelle Version vom 7. Januar 2013, 19:47 Uhr

Peilfunk-Empfänger am Altenwalder Heideweg

Die Marinepeilfunkstelle Altenwalde war eine militärische Funkpeilungseinrichtung der Deutschen Wehrmacht am Altenwalder Heideweg.

Allgemein

Zu der Marine-Beobachtungsstelle gehörten drei Peilfunkempfänger, einer davon im Altenwalder Pferdemoor, ein weiterer im Wursterheider Waldstück `Kleine Lieth´. Die Lage des dritten Empfängers ist nicht bekannt. Erstellung und Betrieb der Anlage liegen im Dunkel. Vermutlich hatten sie die Aufgabe, die Richtung von Funksprüchen feindlicher Schiffe oder Flugzeuge zu orten. Der Empfänger im Pferdemoor bestand aus vier 50 m hohen Masten, die zu Kriegsende gesprengt wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg

1. Phase

Nach dem Ende wurde die Anlage am Altenwalder Heideweg von britischen Truppen besetzt und als Unterkünfte bezogen.

Zum Jahreswechsel 1945/1946 wurden die Baracken von den Einquartierungen geräumt, um dort die Seefunkstelle Elbe-Weser Radio [1], einzurichten, die bis dahin unter unzulänglichen Umständen im Minensucherhafen untergebracht war. Zwischen dem Auszug der Engländer und dem Einzug der Funker hatte die Altenwalder Bevölkerung ausreichend Zeit gefunden, die Baracken restlos auszuplündern und teilweise sogar komplett als Brennholz abzutransportieren. Geblieben waren drei Baracken, die erst wieder mühselig technisch eingerichtet werden mussten. Anbetrachts der nicht vorhandenen Materialien und unendlich komplizierter Beschaffungswege direkt nach dem Kriege, ein aufwändiges Unternehmen.

Am 1. April 1946 wurden die Baracken und die Sendestelle bezogen, am 8. April 1946 nahm Elbe-Weser Radio den Betrieb auf.

2. Phase

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Peilstation Neuwerk

Nach dem Krieg waren die Wasserwege der Außenelbe weitgehend vermint. Frei waren lediglich schmale mittlerweile geräumte Wege, die durch Tonnen gekennzeichnet waren. Für die Schifffahrt war es also überlebenswichtig, die Einfahrten dieser so genannten `Zwangswege´ genau anzufahren, was mit den damaligen Mitteln, besonders bei widrigem Wetter, durchaus zum Glücksspiel werden konnte. Um hier die Sicherheit, nicht zuletzt auch für die alliierte Schifffahrt zu erhöhen, ordnete Ende 1945 die britische Kontrollmission den Aufbau eines Peilnetzes an, genannt `Peilfunknetz Nordsee´. Aufgabe war die Positions-Bestimmung von funksignal-gebenden Schiffen, um ihnen ihre genaue Seeposition mitzuteilen und somit das Navigieren zu erleichtern, aber auch um in Seenot geratene Schiffe anzupeilen und deren Position zu bestimmen. Als Orte für Peilfunkstellen wurden die Insel Norderney, St. Peter-Ording und die Insel Neuwerk bestimmt. Diese waren durch Standleitungen und Funk mit der Leitpeilfunkstelle Elbe-Weser-Radio am Altenwalder Heideweg verbunden. Am 1. September 1946 ging das System unter der Bezeichnung Elbe-Weser-Gonio [2] in Betrieb.

Die Neuwerker Station war in einer Holzbaracke einquartiert, die zuvor als Kinderheim hamburgischer Sielarbeiter gedient hatte. Neuwerk hatte zu der Zeit eine Windenergieanlage mit großen Puffer-Batterien. So war die Stromversorgung sicherer als auf dem Festland, bestand jedoch aus 220 V Gleichspannung. Diese musste zunächst in Wechselspannung umgewandelt werden. Die Versorgung führte die Schute `Eitzenbalje´ aus. Kleinere Transporte wurden von der Duhner Wattenpost der Familie Brütt oder dem Motorrettungsboot `Geheimrat Gerlach´ der DGzRS ausgeführt.
Weihnachten 1946 brannte das Windrad ab, sodass sofort ein Stromaggregat zur Insel transportiert werden musste, was ebenfalls das Motorrettungsboot unter seinem Vormann Rickmer Bock ausführte. Beschaffung, Transport und Installation gingen so schnell vonstatten, dass es durch die Pufferbatterien zu keiner Unterbrechung kam.

Peilempfäner Holter Höhe

Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass Neuwerk als Standort, vor allem in der Winterzeit, nur schwer zu versorgen war. So entschloss man sich zum Umzug der Station auf die `Holter Höhe´ bei Altenwalde auf das Gelände eines Scheinwerferstandes der Luftabwehr aus dem WK. II. Mit einen zur Verfügung stehenden Mast konnte ein `Großkreuzrahmen´ erreicht werden. Am 1. Juli 1949 ging die Anlage in Betrieb.

Ab 1950 ging die Anforderung von Navigationsunterstützung durch zunehmende Verbesserung der Schiffselektronik zurück. Mithin verlagerte sich das Hauptaufgabengebiet von Elbe-Weser-Gonio auf die Schiffssicherheit und den Seenotdienst. So wurde jede Seenotmeldung gleichzeitig automatisch eingepeilt, um Positionsfehler sofort revidieren zu können. Einer der großen Erfolge war während des Unterganges des argentinischen Fahrgastschiffes `Maipu´ am 4. November 1951, wo binnen 30 Sekunden die korrekte Position übermittelt werden konnte, was zur Rettung von 350 Personen führte.

Wegen des großen Personalaufwandes wurden 1950 die alten Handpeiler gegen fernbedienbare Sichtfunkpeiler ausgetauscht. Es handelte sich um Braunsche Röhren, die die Richtung automatisch durch Striche oder schmale Ovale anzeigten, ähnlich den Oszilloskopen.

Peilfunk-Empfänger Pferdemoor

1948 wurde durch den Schiffssicherheitsvertrag von Kopenhagen festgelegt, dass Schiffe statt mit den bisherigen Mittelwellensendern der besseren Funkeigenschaften wegen mit Grenzwellengeräten auszurüsten seien. Mithin waren die Peilstellen in Zugzwang, da hierfür komplett neue Anlagen inklusive anderer Antennenanlagen benötigt wurden. Man wählte das nach seinem englischen Erfinder benannte Adcock-System, welches einen hohen Grundwasserspiegel erfordert. Damit war auch ein Umzug nötig. Man zog auf das alte Wehrmachtsgelände ins Pferdemoor. Dort wurden vier Masten aufgestellt mit einer Holz-Peilhütte auf dem Fundament des alten Marinepeilers im Zentrum. 1951 oder 1952 ging das neue System mit einer Frequenz von 410 kHz in Betrieb.

1958 wird die Peilfunk-Zentrale von Altenwalde nach Norden-Norddeich zur Küstenfunkstelle Norddeich-Radio verlegt.

Am 6. Juni 1963 brennt die Peilhütte des Adcock-Peilers ab; vermutlich durch Selbstentzündung durch statische Aufladung der Sendeleitungen. Daraufhin wird die Hütte in massiver Bauweise erneuert.

Zu der Zeit hatte die Ausnutzung der Anlage bereits aufgrund neuer technischer Möglichkeiten auf den Schiffen abgenommen. So wurde die Peilfunkstelle unter anderem zur Überwachung von "Verklappungen" von säurehaltigen Abfällen der Blexer Firma `Cronos-Titan´ in der Nordsee genutzt. Seit dem 13. Juli 1970 mussten sich die Tankschiffe vor der Verklappung einpeilen lassen, als Nachweis dafür, dass die Verklappung tatsächlich in dem dafür vorgesehenen Gebiet nordwestlich von Helgoland erfolgt.

Ab 1973 bezuschusst das Bundes-Verkehrsministerium die Anlage, da sie keine eigenen Einnahmen erzielen kann.

1985 wurde das Peilfunknetz Nordsee mangels Bedarf eingestellt. Am 15. Dezember 1996 wurde Elbe-Weser Radio endgültig geschlossen.
Nach der Nutzung durch Elbe-Weser Radio zog in eine der bestehenden Baracken eine Tischlerei ein, die dort bis etwa 2000 eine Holzwerkstatt betrieb.

Lageplan

Karte Pferdemoor.jpg

Bilder

Fußnoten

  1. Radio = Namenszusatz für Morse- oder Sprechfunk
  2. Gonio = Namenszusatz für Peilfunk


Karte der Station am Altenwalder Heideweg

<googlemap version="0.9" lat="53.831359" lon="8.667912" zoom="15"> 53.832289, 8.67214, Langwelle ADCOCK 53.833972, 8.670076, Kurzwelle ADCOCK 6#FF758BC5 53.83222, 8.66641 53.833081, 8.668342 53.830548, 8.670359 53.830219, 8.669372 53.832042, 8.666539 </googlemap>