Koblasa, Jan: Unterschied zwischen den Versionen
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Seine [[Skulptur]]en bestehen aus Stein (u. a. Marmor), Holz, Metall (z. B. Bronze), Kunststoffen, Keramik sowie aus Kombinationen dieser Materialien. Teilweise sind sie auf Urformen reduziert bzw. erscheinen monumental. Er befasste sich auch mit religiösen und politischen (kritischen) Themen. Bezeichnungen seiner Skulpturen und Architekturreliefs sind u. a. Apokalyptischer Bote, Arabella, Balance<ref>1972: zwei verschiedene Werke unter dem Thema Balance (Balance I und Balance II)</ref>, Christus und vier Boten, David und Goliath, Der Tanz, Domtürme, Fünf Arbeitstage, Heiliger Sebastian, Klagemauer, Labyrinth des Lebens, Laster und Tugend<ref>Laster und Tugend: Architekturrelief als Tür des Gerichtsgebäudes in Norderstedt/ Schleswig-Holstein, 1985</ref>, Tanz, Tempel, Vögel am Südstrand. Zwei Holzmodelle, die "Eltern" der Boten<ref>1990 entstanden nach vier Holzmodellen zwei Bonzegüsse der Gruppe von "Vier Boten" (Christus und vier Boten).</ref>, standen während der 1990er Jahre als Botschafterpaar im Besprechungszimmer des tschechischen Präsidenten Václav Havel als Zeichen der Veränderung und des Übergangs. Ab 2004 entwickelte er das Gesamtkonzept und Skulpturen für den Gustav Mahler Park in Jihlava [Iglau], der pünktlich zum 150. Geburtstag des Komponisten 2010 vollendet wurde. Seine Skulpturen konnte man in über 100 Einzelausstellungen sehen. Heute sind seine Werke in über 30 Museen und zahlreichen Sammlungen in Europa (z. B. Amsterdam, Hamburg, Kiel, Legano, Nürnberg, Ostrava [Ostrau], Plzeň [Pilsen], Prag, Trondheim), Amerika (z. B. Mérida/Venezuela<ref>Mérida: vollständiger spanischer Name --> Santiago de los Caballeros de Mérida; Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Westen Venezuelas</ref>, Miami, Philadelphia), Asien und Afrika zu finden. | Seine [[Skulptur]]en bestehen aus Stein (u. a. Marmor), Holz, Metall (z. B. Bronze), Kunststoffen, Keramik sowie aus Kombinationen dieser Materialien. Teilweise sind sie auf Urformen reduziert bzw. erscheinen monumental. Er befasste sich auch mit religiösen und politischen (kritischen) Themen. Bezeichnungen seiner Skulpturen und Architekturreliefs sind u. a. Apokalyptischer Bote, Arabella, Balance<ref>1972: zwei verschiedene Werke unter dem Thema Balance (Balance I und Balance II)</ref>, Christus und vier Boten, David und Goliath, Der Tanz, Domtürme, Fünf Arbeitstage, Heiliger Sebastian, Klagemauer, Labyrinth des Lebens, Laster und Tugend<ref>Laster und Tugend: Architekturrelief als Tür des Gerichtsgebäudes in Norderstedt/ Schleswig-Holstein, 1985</ref>, Tanz, Tempel, Vögel am Südstrand. Zwei Holzmodelle, die "Eltern" der Boten<ref>1990 entstanden nach vier Holzmodellen zwei Bonzegüsse der Gruppe von "Vier Boten" (Christus und vier Boten).</ref>, standen während der 1990er Jahre als Botschafterpaar im Besprechungszimmer des tschechischen Präsidenten Václav Havel als Zeichen der Veränderung und des Übergangs. Ab 2004 entwickelte er das Gesamtkonzept und Skulpturen für den Gustav Mahler Park in Jihlava [Iglau], der pünktlich zum 150. Geburtstag des Komponisten 2010 vollendet wurde. Seine Skulpturen konnte man in über 100 Einzelausstellungen sehen. Heute sind seine Werke in über 30 Museen und zahlreichen Sammlungen in Europa (z. B. Amsterdam, Hamburg, Kiel, Legano, Nürnberg, Ostrava [Ostrau], Plzeň [Pilsen], Prag, Trondheim), Amerika (z. B. Mérida/Venezuela<ref>Mérida: vollständiger spanischer Name --> Santiago de los Caballeros de Mérida; Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Westen Venezuelas</ref>, Miami, Philadelphia), Asien und Afrika zu finden. | ||
Version vom 26. September 2025, 18:43 Uhr
"Krisen kommen und gehen, das ist nichts Neues. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig, als Optimist zu sein."
Jan Koblasa (* 5. Oktober 1932 in Tabor, Südböhmen/CS; † 3. Oktober 2017 in Hamburg) war ein tschechischer Bildhauer, Hochschullehrer, Maler und Autor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wuchs in einer Musikerfamilie auf. Von 1952 bis 1958 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Prag[1]. Zusammen mit seinen Künstlerfreunden Bedřich Dlouhý, Karel Nepraš (2. April 1932 - 5. April 2002) und Jaroslav Vožniak (26. April 1933 - 12. Mai 2005) bildete er die Künstlergruppe "Šmidrové"[2]. In der damaligen kommunistischen Tschechoslowakei suchte Jan Koblasa die Nähe zu oppositionellen Künstlern und Literaten wie Václav Havel (5. November 1936 - 18. Dezember 2011), Vladimír Boudník (17. März 1924 - 5. November 1968) und Mikuláš Medek (3. Oktober 1926 - 23. August 1974). Seine erste Ausstellung war 1958. Während seines Italien-Aufenthaltes 1968 scheiterte der "Prager Frühling". Er blieb vorerst in Italien, war 1968-1969 in Mailand tätig und erhielt später Asyl in Norddeutschland. An der heutigen Muthesius Kunsthochschule[3] in Kiel gründete er eine Bildhauerklasse. Von 1969 bis 1998 lehrte er dort als Professor für Bildhauerkunst. Jan Koblasa war 1995 Gast der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo[4]. In den Jahren von 2002 bis 2005 arbeitete er als Professor für Bildhauerkunst an der Prager Akademie der Bildenden Künste.
Werk
Seine Skulpturen bestehen aus Stein (u. a. Marmor), Holz, Metall (z. B. Bronze), Kunststoffen, Keramik sowie aus Kombinationen dieser Materialien. Teilweise sind sie auf Urformen reduziert bzw. erscheinen monumental. Er befasste sich auch mit religiösen und politischen (kritischen) Themen. Bezeichnungen seiner Skulpturen und Architekturreliefs sind u. a. Apokalyptischer Bote, Arabella, Balance[5], Christus und vier Boten, David und Goliath, Der Tanz, Domtürme, Fünf Arbeitstage, Heiliger Sebastian, Klagemauer, Labyrinth des Lebens, Laster und Tugend[6], Tanz, Tempel, Vögel am Südstrand. Zwei Holzmodelle, die "Eltern" der Boten[7], standen während der 1990er Jahre als Botschafterpaar im Besprechungszimmer des tschechischen Präsidenten Václav Havel als Zeichen der Veränderung und des Übergangs. Ab 2004 entwickelte er das Gesamtkonzept und Skulpturen für den Gustav Mahler Park in Jihlava [Iglau], der pünktlich zum 150. Geburtstag des Komponisten 2010 vollendet wurde. Seine Skulpturen konnte man in über 100 Einzelausstellungen sehen. Heute sind seine Werke in über 30 Museen und zahlreichen Sammlungen in Europa (z. B. Amsterdam, Hamburg, Kiel, Legano, Nürnberg, Ostrava [Ostrau], Plzeň [Pilsen], Prag, Trondheim), Amerika (z. B. Mérida/Venezuela[8], Miami, Philadelphia), Asien und Afrika zu finden.
Im Cuxhavener Schlossgarten steht seine Skulptur "Vorkuss Romeo und Julia" aus dem Jahr 1996.
Zu seinen Architekturreliefs gehören beispielsweise das Mosaik für das ČSA-Gebäude in Košice[9] (1963) und das Relief des Meeres für das Arbeitsamt Kiel (1971).
Er schuf außerdem Masken, Kostüme und Szenen für Schauspiel- und Ballettaufführungen, z. B. in Antigone - König Ödipus, Faust, Romeo und Julia, Drei Schwestern.
Seine Gemälde kann man der abstrakten Malerei zuordnen, beispielsweise "Ryšavý mužiček" [Der rote Mann] 1960 und "Falešný sopranista" [Die falsche Sopranistin] 1965.
Jan Koblasa war auch Autor mehrerer Bücher:
- Záznamy z let padesátých a šedesátých [Aufzeichnungen aus den 1950er und 1960er Jahren] - 2002
- O tom ... [Über dies] - 2006
- Emigrace (vstáváni z mrtvých se živým nedaři) [Von den Toten aufzusteigen ist nicht erfolgreich] - 2011
- Konec exilu (cizinec mezi svými) [Ende des Exils] - 2014
Preise
- Preis der Landesindustrie Schleswig-Holstein 1989
- Medaille 1. Grades der Tschechischen Republik für die künstlerische Tätigkeit 2002
- Silberne Medaille der Prager Karls Universität[10] für das Lebenswerk 2003
Würdigungen
"Sein künstlerisches Werk befindet sich stets im Spannungsfeld von Kunst, Politik und Religion." (Gerisch-Stiftung)
"Seine Werke bestechen durch ihre herausragende Expressivität und einzigartige Lebendigkeit." (Muthesius Kunsthochschule)
"Er war ein wunderbarer, belesener und philosphischer Mensch. Sein ganzes Werk stand auf den Beinen der Musik, Literatur und Philosophie. Das war bei seinen Arbeiten stets zu spüren. Unsere Gespräche waren immer eine Bereicherung für mich. Er hat mir den Weg gezeigt, mein Leben in die richtige Richtung zu lenken." (Marcela Vichrova[11])
"Koblasas künstlerische Sprache ist sehr individuell, ausdrucksstark und inhaltsreich." (NordArt[12] 2023)
Weblink
Fußnoten
- ↑ Akademie der Bildenden Künst in Prag: Akademie rýtvarný uměni v Praze (AVU); 1799 gegründet; universitäre Hochschule; Fachgebiete: Malerei, Grafik, Bildhauerkunst, Architektur, Restaurationskunst, Medien
- ↑ Šmidrové: Selbstverteidigung; Club nach dem Vorbild englischer Männerclubs; entstand 1954 im Zusammmenhang mit einer gemeinsamen Dada-Veranstaltung von Künstlern, Musikern und Schauspielern
- ↑ Muthesius Kunsthochschule: 1907 als Werkkunstschule gegründet; ab 1994 Fachhochschule für Kunst und Gestaltung; ab 2005 Muthesius Kunsthochschule; Fachgebiete: freie Kunst (Malerei, Grafik, Bildhauerkunst, Zeichnung, Keramik, Medienkunst), Industriedesign, Kommunikationsdesign und Raumstrategien
- ↑ Deutschen Akademie Rom Villa Massimo: 1913 gegründet; Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland in Rom zur Förderung deutscher Künstler
- ↑ 1972: zwei verschiedene Werke unter dem Thema Balance (Balance I und Balance II)
- ↑ Laster und Tugend: Architekturrelief als Tür des Gerichtsgebäudes in Norderstedt/ Schleswig-Holstein, 1985
- ↑ 1990 entstanden nach vier Holzmodellen zwei Bonzegüsse der Gruppe von "Vier Boten" (Christus und vier Boten).
- ↑ Mérida: vollständiger spanischer Name --> Santiago de los Caballeros de Mérida; Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Westen Venezuelas
- ↑ Košice: Großstadt im Osten des Slowakei
- ↑ Karls Universität Prag: 1348 gegründet, älteste Universität Mitteleuropas
- ↑ Marcela Vichrova: * 1968, Malerin und langjährige Kuratorin Koblasas in Tschechien
- ↑ NordArt: seit 1999 jährliche Ausstellung internationaler Gegenwartskunst in Büdelsdorf/Schleswig-Holstein; sein Werk "Klagemauer" (1973) befindet sich als Dauerleihgabe im Skulpturenpark auf dem NordArt-Gelände