Kiefernhorst: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. November 2013, 12:35 Uhr
Der "Kiefernhorst" war ein Barackenlager in Franzenburg.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Barackenlager "Heidelager" westlich der ehemaligen B6 an der alten Straßenverbindung Oxstedt - Franzenburg war Teil des Minendepots. Es diente ab 1937 als Arbeitslager, bzw. Unterkunft für Arbeiter, aber auch straffällig gewordene Marinesoldaten, sowie Fremd- und Zwangsarbeiter. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde das Lager als Ausbildungslager für Rekruten genutzt. Gleichzeitig wurde das gesamte Heidegelände zu besseren Tarnung mit Schwarzkiefern aufgeforstet.
Nach dem Krieg diente das aus 18 Baracken bestehende, aufgrund des Kiefernbewuchses nun Siedlung `Kiefernhorst´ genannte Lager bis 1964 als Notunterkunft für knapp 500 Flüchtlige, die größtenteils aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertrieben worden waren. Gleichzeitig siedelten sich auch kleine Gewerbebetriebe an. Die Lagerkinder wurden derweil in einer Baracke unterrichtet.
Mit der Wiedereinrichtung des Munitionsdepots durch die Bundesmarine in den Jahren 1963/64 mussten die Lagerbewohner und -betriebe umgesiedelt werden; die Schüler wurden zumeist nach Altenwalde eingeschult. Bis zum Neubau eines Verwaltungsgebäudes 1977 dienten Teile des Lagers noch der Depot-Verwaltung. Mit der Außerdienststellung des Marinemuntionsdepots 6 am 31. Dezember 2005 wird die gesamte Liegenschaft der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben und wartet auf einen Käufer. Bis dahin ist das Schicksal aller Einrichtungen ungewiss. Das Lager sowie die Straße sind nach wie vor gesperrt.
Handel und Gewerbe
Schnell etablierte sich im "Kiefernhorst" Handel und Gewerbe. Die Großfamilie Steinke eröffnete einen "Tante-Emma-Laden". Es folgten Fritz Manthey mit einer Schreinerwerkstatt und Herr Schmöckel mit einer Frisierstube. Die Familie Schulz baute auf einem am Waldrand gelegenen GrundstückObst und Gemüse an und verkaufte die Produkte auf dem Wochenmarkt in Cuxhaven. Einen Getränke-außer-Haus-Verkauf wurde von der Familie Osswald betrieben. Die Familie Lewald betrieb einen größeren Obst- und Gemüsehandel und Schuhreparaturen wurden durch Herrn Ratai ausgeführt. Aus einfachen Materialien fertigte die Schneiderin Meta Weiner Kleidungsstücke. [1]
Chronik
Chronik von Kiefernhorst und Heidelager[1] | ||
Jahr | Kiefernhorst | Heidelager |
---|---|---|
1919 | Entstehung des Heidelagers | |
1937 | Bau der ersten 6 Baracken | Arbeitsdienstlager |
Sept.1937 | Einrichtung eines Marine-Erziehungs-Lagers für straffällig gewordene Soldaten |
Rodung der Heideflächen östl. des Lagers Pflanzung einer Lärchenschonung |
1939 | Auflösung des Erziehungslagers Nutzung zur Rekrutenausbildung |
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1940 | Bau von 5 großen und 2 kleinen Baracken |
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1943 | 12 weitere Baracken werden gebaut Zur Tarnung bleiben Kiefern stehen, daher der Name Kiefernhorst |
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1944 | Neben deutschen Rekruten werden auch Freiwillige aus dem Balkan ausgebildet |
Belegung mit 180 internierten Zivilarbeitern aus Holland, Belgien, Polen, Russland etc. |
1945 | Abtransport aller Rekruten in Sammellager | Entlassung der ausländischen Rekruten |
1945 - 1946 | Das Lager steht leer. Bewohner der umliegenden Gemeinden plündern das Lager. Mobiliar, Leitungsanlagen, Türen und Fenster sowie Barackenteile werden zum Teil auf dem Schwarzmarkt verschoben. |
wie Kiefernhorst |
1946 | Im Auftrag der englischen Militärbehörden wird seitens der Stadt Cuxhaven der Plünderung Einhalt geboten. Englische Behörden veranlassen die Instandsetzung der Baracken. Die ersten Bewohner sind Angehörige der "GM/SA" (German Mine Sweeping Administration). | |
1947 | Im Kiefernhorst stehen 17 Baracken | Im Heidelager steht eine Baracke (Schule) |
Juni 1947 | Das Lager wird von den Engländern dem Finanzamt Otterndorf übereignet. Das Finanzamt verpachtet das Lager an den Kreis "Land Hadeln". Von nun an gehört das Lager zur Gemeinde Franzenburg. Die Wohnraumbewirtschaftung, die bis dahin allein den englischen Behörden oblag, übernimmt die Gemeinde Franzenburg | |
1952 | Im Lager wohnen 110 Familien mit mehr als 140 Kindern |
Das Ende vom Kiefernhorst
Anfang der 1960er Jahre befaßten sich die verantwortlichen Behörden mit dem Gedanken das Lager Kiefernhorst aufzulösen, um es wieder für militärische Zwecke freizugeben. Für die meisten Bewohner wurde in Altenwalde mit staatlicher Hilfe einen neue Wohnsiedlung aus dem Boden gestampft. Viele Familien konnten sich mit verbilligten Krediten ein eigenes Heim schaffen.
Als am 31. März 1963 die Schule im Kiefernhorst geschlossen wurde, wohnten in dem Lager nur noch ca. 150 Menschen, die bis zum Spätsommer nach Altenwalde umgesiedelt wurden. Das Lager ging nun wieder in militärische Verantwortung über (Munitionsdepot der Bundeswehr). [1]
Bilder
Bilder 1999
Fußnoten
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Quelle:" Die Kiefernhoster Chronik", ein Barackenlager im Zeitraffer 1919 - 1964 von Hartmut Ragotzky
- ↑ 2,0 2,1 Quelle: Norbert Knittel