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(Inselchronik)
(Inselchronik)
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:* 1895-97 Errichtung eines Blockhauses in den Dünen für Küstenschutzarbeiter; Bau eines kleinen Ringdeiches mit zweigeschossigem, steinernem Schäferhaus und Viehtränke, Beginn der Beweidung mit Schafen (1.Pächter:  Theodor Frenssen, Bruder des dithmarscher Heimatdichters Gustav Frenssen)  
 
:* 1895-97 Errichtung eines Blockhauses in den Dünen für Küstenschutzarbeiter; Bau eines kleinen Ringdeiches mit zweigeschossigem, steinernem Schäferhaus und Viehtränke, Beginn der Beweidung mit Schafen (1.Pächter:  Theodor Frenssen, Bruder des dithmarscher Heimatdichters Gustav Frenssen)  
 
:* um 1900 Exzessives Eiersammeln und Jagd ruinieren die Vogelbestände in den Brutkolonien (Silbermöwe an der Küste fast ausgerottet), Erlegung tausender Brandenten zur Mauserzeit  
 
:* um 1900 Exzessives Eiersammeln und Jagd ruinieren die Vogelbestände in den Brutkolonien (Silbermöwe an der Küste fast ausgerottet), Erlegung tausender Brandenten zur Mauserzeit  
:* 1909 Trischen wird durch Erlaß von Landrat und Jagdpächter Johannsen Vogelfreistätte, Überwachung durch Angestellte der Domänenverwaltung -  
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:* 1909 Trischen wird durch Erlaß von Landrat und Jagdpächter Johannsen Vogelfreistätte, Überwachung durch Angestellte der Domänenverwaltung -  
 
:* ab 1911 mit Polizeigewalt ausgestattet - ornithologische Betreuung durch Verein Jordsand, (1909 und 1910), seit 1919 Brutbestandsaufnahmen  
 
:* ab 1911 mit Polizeigewalt ausgestattet - ornithologische Betreuung durch Verein Jordsand, (1909 und 1910), seit 1919 Brutbestandsaufnahmen  
 
:* 1910-17 Brutplatz für bis zu 600 Zwergseeschwalben und 150 Seeregenpfeifer  
 
:* 1910-17 Brutplatz für bis zu 600 Zwergseeschwalben und 150 Seeregenpfeifer  
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:* 1926-33 Pachtzeit durch die Stadt Altona, Bau der größten Scheune Dithmarschens und Betrieb eines Kindererholungsheimes; Intensive Küstenschutzarbeiten (Steindeckwerk und Stahlbuhnen zur Dünenfußsicherung), aber massive Zunahme technischer und finanzieller Probleme; Ansiedlung von englischem Schlickgras (1927); Jährliche Kutterregatta von Friedrichskoog mit Scheunenfest auf Trischen  
 
:* 1926-33 Pachtzeit durch die Stadt Altona, Bau der größten Scheune Dithmarschens und Betrieb eines Kindererholungsheimes; Intensive Küstenschutzarbeiten (Steindeckwerk und Stahlbuhnen zur Dünenfußsicherung), aber massive Zunahme technischer und finanzieller Probleme; Ansiedlung von englischem Schlickgras (1927); Jährliche Kutterregatta von Friedrichskoog mit Scheunenfest auf Trischen  
 
:* ab 1927 Betreuung durch den Bund für Vogelschutz (BfV, später DBV, dann NABU), zunächst durch den Bundesverband unter seiner Gründerin Lina Hähnle, ab 1966 durch den Landesverband  
 
:* ab 1927 Betreuung durch den Bund für Vogelschutz (BfV, später DBV, dann NABU), zunächst durch den Bundesverband unter seiner Gründerin Lina Hähnle, ab 1966 durch den Landesverband  
:* 1934 Trischen wird Naturschutzgebiet; Beginn einer kurzen wirtschaftlichen Blütezeit unter Pächter Hermann Dreeßen  
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:* 1934 Trischen wird Naturschutzgebiet; Beginn einer kurzen wirtschaftlichen Blütezeit unter Pächter Hermann Dreeßen  
:* 1936 Aufgabe der intensiven Küstenschutzmaßnahmen. Aufforderung an Bauer Dreeßen, die Insel zu verlassen.
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:* 1936 Aufgabe der intensiven Küstenschutzmaßnahmen. Aufforderung an Bauer Dreeßen, die Insel zu verlassen.
:* 1943 Endgültiger Durchbruch des Meeres durch die Dünen, Aufgabe des Hofes und aller Gebäude (letzte Beweidung 1947)  
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:* 1943 Endgültiger Durchbruch des Meeres durch die Dünen, Aufgabe des Hofes und aller Gebäude (letzte Beweidung 1947)  
 
:* 1944-47 In der Nachkriegszeit erneutes Naturschutzvakuum, Eiersammeln und Vogeljagd, vor allem auf mausernde Brandenten  
 
:* 1944-47 In der Nachkriegszeit erneutes Naturschutzvakuum, Eiersammeln und Vogeljagd, vor allem auf mausernde Brandenten  
 
:* um 1950 Beginn des Aufstiegs der Silbermöwe als Brutvogel auf Trischen; Otto G. Meier bestimmt ab jetzt mehr als drei Jahrzehnte als NABU-Referent die Naturschutz-Geschicke  
 
:* um 1950 Beginn des Aufstiegs der Silbermöwe als Brutvogel auf Trischen; Otto G. Meier bestimmt ab jetzt mehr als drei Jahrzehnte als NABU-Referent die Naturschutz-Geschicke  
:* 1955 Ansiedlung einer Brandseeschwalbenkolonie  
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:* 1955 Ansiedlung einer Brandseeschwalbenkolonie  
:* 1959 Erneuerung der Natuschutzgebietsverordnung mit Erweiterung um die umliegenden Wattflächen; Bau der ersten Vogelwärterhütte (Unterkunft zuvor unter anderem im Bakenschutzraum mit Strohlager)  
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:* 1959 Erneuerung der Natuschutzgebietsverordnung mit Erweiterung um die umliegenden Wattflächen; Bau der ersten Vogelwärterhütte (Unterkunft zuvor unter anderem im Bakenschutzraum mit Strohlager)  
 
:* etwa 1960 Intensivierung der seit den Zwanziger Jahren durchge- führten Möwenbekämpfung (Lachmöwen bis 1981, Silbermöwen bis 1987) - Insel von ausgesetzten Kaninchen kahlgefressen  
 
:* etwa 1960 Intensivierung der seit den Zwanziger Jahren durchge- führten Möwenbekämpfung (Lachmöwen bis 1981, Silbermöwen bis 1987) - Insel von ausgesetzten Kaninchen kahlgefressen  
:* 1962 Verheerende Sturmflut mit Einebnung der Dünen, Auslöschung des Kaninchenbestandes und Zerstörung der Vogelwärterhütten - Befürchtung des Untergangs von Trischen  
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:* 1962 Verheerende Sturmflut mit Einebnung der Dünen, Auslöschung des Kaninchenbestandes und Zerstörung der Vogelwärterhütten - Befürchtung des Untergangs von Trischen  
:* 1976 Sturmflut mit höchstem bisher gemessenem Wasserstand, erneute Einebnung der Dünen und Zerstörung der Hütten; Die sogenannte Wolter-Hütte wird errichtet  
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:* 1976 Sturmflut mit höchstem bisher gemessenem Wasserstand, erneute Einebnung der Dünen und Zerstörung der Hütten; Die sogenannte Wolter-Hütte wird errichtet  
:* 1980 Zunehmendes Brutbestandswachstum der Lachmöwe; Haupt-Mausergebiet der Brandente mit über 100.000 Tieren (rund die Hälfte des europäischen Bestandes; zuvor Knechtsand, ab 1992 Elbmündung); Waffenerprobung von der Hubinsel "Barbara" im Watt, Schießübungen von Land aus Richtung Trischen seit Beginn der siebziger Jahre; Beginn der 20jährigen Ära Vogelwart Peter Todt (zuvor "Probejahr" 1976), Konsequente Entwicklung zur "Nullnutzungszone" und Reduzierung aller vermeidbaren Störungen durch Besucher, Flug- und Schiffsverkehr  
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:* 1980 Zunehmendes Brutbestandswachstum der Lachmöwe; Haupt-Mausergebiet der Brandente mit über 100.000 Tieren (rund die Hälfte des europäischen Bestandes; zuvor Knechtsand, ab 1992 Elbmündung); Waffenerprobung von der Hubinsel "Barbara" im Watt, Schießübungen von Land aus Richtung Trischen seit Beginn der siebziger Jahre; Beginn der 20jährigen Ära Vogelwart Peter Todt (zuvor "Probejahr" 1976), Konsequente Entwicklung zur "Nullnutzungszone" und Reduzierung aller vermeidbaren Störungen durch Besucher, Flug- und Schiffsverkehr  
:* 1981 Eine zweite Vogelwärterhütte, die sogenannte Meier-Hütte, wird errichtet  
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:* 1981 Eine zweite Vogelwärterhütte, die sogenannte Meier-Hütte, wird errichtet  
:* 1985 Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit Trischen als Kernzone; Baubeginn Ölförderinsel Mittelplate drei Kilometer südöstlich von Trischen  
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:* 1985 Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit Trischen als Kernzone; Baubeginn Ölförderinsel Mittelplate drei Kilometer südöstlich von Trischen  
:* 1995 Rückgang der Fluß-(+ Küsten)seeschwalbenbestände auf etwa 500 Brutpaare; Großes Vogelsterben durch Botulismus-Bakterien im Sommer (vor allem Brandenten)  
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:* 1995 Rückgang der Fluß-(+ Küsten)seeschwalbenbestände auf etwa 500 Brutpaare; Großes Vogelsterben durch Botulismus-Bakterien im Sommer (vor allem Brandenten)  
:* 1996 Größter Brandseeschwalbenbestand aller Zeiten mit 4.382 Paaren; Abbau der nicht mehr als Seezeichen benötigten Bake, deren elf Vorgänger - bis 1890 mindestens vier Kilometer nordwestlich der heutigen Insel - in den letzten zwei Jahrhunderten immer Insel-Wahrzeichen waren  
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:* 1996 Größter Brandseeschwalbenbestand aller Zeiten mit 4.382 Paaren; Abbau der nicht mehr als Seezeichen benötigten Bake, deren elf Vorgänger - bis 1890 mindestens vier Kilometer nordwestlich der heutigen Insel - in den letzten zwei Jahrhunderten immer Insel-Wahrzeichen waren  
:* 1997 Ansiedlung einer Kormorankolonie  
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:* 1997 Ansiedlung einer Kormorankolonie  
:* 1999 Peter Todt übergibt "seine" Insel an Nachfolger  
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:* 1999 Peter Todt übergibt "seine" Insel an Nachfolger  
:* 2000 Die Meier-Hütte wird abgerissen, da die Insel unter ihr hindurchgewandert ist,            nur das Grundgestell bleibt  
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:* 2000 Die Meier-Hütte wird abgerissen, da die Insel unter ihr hindurchgewandert ist,            nur das Grundgestell bleibt  
:* 2001 Die neue Trischenhütte wird im Südteil der Insel gebaut; In Friedrichskoog wird die Buschsandbake wieder aufgestellt  
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:* 2001 Die neue Trischenhütte wird im Südteil der Insel gebaut; In Friedrichskoog wird die Buschsandbake wieder aufgestellt  
:* 2002 Die Winterstürme reissen die Reste der Meier-Hütte vollständig um; Erstmalig brüten Löffler und Nonnengans auf der Insel  
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:* 2002 Die Winterstürme reissen die Reste der Meier-Hütte vollständig um; Erstmalig brüten Löffler und Nonnengans auf der Insel  
:* 2003 Zum ersten Mal seit 1955 brüten keine Brandseeschwalben mehr auf Trischen  
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:* 2003 Zum ersten Mal seit 1955 brüten keine Brandseeschwalben mehr auf Trischen  
  
 
Ergänzt nach "Chronologie Trischens" aus der Broschüre: Trischen - Perle im Nationalpark
 
Ergänzt nach "Chronologie Trischens" aus der Broschüre: Trischen - Perle im Nationalpark
  
 
[[Kategorie:Umland]]
 
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Version vom 23. Juni 2009, 00:14 Uhr

Trischen ist eine Watteninsel nördlich der Außenelbe.

Die wandernde Insel

Wenn der Wechsel von Ebbe und Flut zweimal täglich den Meeresboden freigibt, erstreckt sich das Watt zwischen den beiden Flußmündungen Elbe und Eider in fast unendlicher Weite. Mitten darin, ca. 14 km südwestlich von Büsum, liegt die einzige Insel des Dithmarscher Wattenmeeres. Trischen ist eine halbmond-förmige Sandinsel mit kleinen Dünen im Westen und natürlichen Salzwiesen im Osten. Die Insel hat gegenwärtig bei Mitteltidehochwasser eine Größe von ca. 180 Hektar.

Entstehung von Trischen

Nach ersten urkundlichen Erwähnungen im Jahre 1610 entstand die Insel vor gut 400 Jahren durch die Zusammenlagerung von Sandbänken und Sänden. Die Insel hat daher keinen festen Kern sondern besteht aus abgelagertem Sand, der kontinuierlich von Wasserströmung und Wind bewegt wird. Die dadurch entstehende Dynamik der Insel Trischen kommt vor allem in ihrer Wanderungsgeschwindigkeit zum Ausdruck: Bis heute wandert die Insel im langjährigen Durchschnitt 30 bis 35 Meter pro Jahr in Richtung Osten. Die Insel liegt daher heute ca. 10 km östlich ihres ursprünglichen Entstehungsortes und wird in 400 Jahren in Büsum am Deich ankommen, wenn sich die Wanderungsgeschwindigkeit nicht durch natürliche Prozesse verändern sollte. Damit kann Trischen zurecht als die weltweit schnellste Insel bezeichnet werden. Die natürliche Dynamik ist mit jedem neuen Gezeitenwechsel auf Trischen zu beobachten: Mit jedem Hochwasser wird am Weststrand der Insel Boden fortgespült. Am östlichen Rand von Trischen wachsen dafür im Schutz aufgewehter Dünen Salzwiesen ins Watt hinein. Jedoch steht dieses Nehmen und Geben der Nordsee nicht im Gleichgewicht. Trischen hat in den vergangenen Hundert Jahren dreiviertel seiner ursprünglichen Größe verloren.

Woher kommt der Name Trischen?

Viele Ortsnamen haben eine lange Geschichte, in deren Verlauf sich die ursprüngliche Bezeichnung so veränderte, daß sie heutzutage nicht eben klar ersichtlich ist. So ist es auch mit der Bezeichnung der Insel Trischen. Was bedeuet dieses Trischen denn nun? Peter Todt hat in seiner Chronik der Inselgeschichte sehr gut die Namensgebung nachvollzogen. Folgende Angaben entnahm er aus alten See- und anderen Karten:

Jahr - Bezeichnung - Autor
  • 1705 - Den Busch - Guitet
  • 1721 - Busch oder das Rischensand - ?
  • 1752 - Trieshen, Rießgen Sand - Severin
  • 1762 - dat Rießig - holl. Seekarte
  • 1768 - Triejen - Wattkarte
  • 1775 - Dat Rißy und östlich Busch - Wohlers
  • 1791 - Trießen - Mensing
  • 1792 - Triessen - Moore
  • 1795 - Tuesjen - (engl. Seekarte)Heather
  • 1825 - Rießen - Schubak
  • 1827 - Riessen - Norie
  • 1845 - Riesen oder Trischen - Geerz
  • 1846 - Riesen Sand - Ebel
  • 1878 - Trieschen - DHJ
  • ab etwa 1920 setzte sich die heutige Schreibweise `Trischen´ endgültig durch

dat Rießig

Erste Bezeichnungen im 17. Jhd. nannten die Insel "Buschsand" oder "dat Rießig". Die Bezeichnung Trischen scheint dem Holländischen entlehnt: "dat Rießig" steht für Reetbewuchs oder buschähnlichen Wuchs. Im üblichen Sprachgebrauch wurde das "dat" auf ein "t" reduziert, aus dem Rießig wurde ein Rieschen. Im Laufe der Zeit wurde aus den ursprünglich zwei Worten letztendlich der Name "t’Rischen", also "Trischen" . Dieser Wandel ist evtl. dem Übertrag des Namen in deutsche Karten nach der Ausprache der einheimischen Bevölkerung zuzuschreiben.

Schon um 1700 wurde ein erster Bewuchs der hohen Sandbank bemerkt. Seefahrer werden davon berichtet und den Begriff Busch geprägt haben. Als eine der ersten Pflanzen kommt die Portulak-Keilmelde in Frage, die als kleines buschähnliches Gewächs gut zum alten Inselnamen passt.

Die Buschsand-Bake

Mit welcher Dynamik und Geschwindigkeit die Insel durchs Watt wandert, wird besonders am Schicksal des berühmten Seezeichens, der Buschsand-Bake, deutlich. Als Bake wird ein fest installiertes Bauwerk mit weithin sichtbaren standortspezifischen Toppzeichen als Orientierung für die Schifffahrt verstanden. Auf Trischen ist der Bau einer Bake mit Toppzeichen seit 1784 belegt. Seither wurde das Seezeichen bis letztmalig 1950 11 mal versetzt beziehungsweise jeweils neu errichtet, wenn die Insel unter ihm hindurchgelaufen war. Ab 1859 diente die Bake zusätzlich als Fluchtpunkt für Schiffbrüchige durch den Einbau einer weit über mittleren Hochwasser eingebauten Schutzhütte. Die letzte Bake wurde 1950 erstmalig nicht aus Holz sondern auf drei Stahlpfählen errichtet. Sie stand von allen auf Trischen jemals gebauten Baken am längsten. 1996 war die Insel jedoch wieder soweit nach Osten gerückt, dass die Bake mit ihrem Fundament in der Brandungszone stand. Sie wurde noch im gleichen Jahr demontiert und steht seit Sommer 2001 an der Seehundstation Friedrichskoog. Aufgrund moderner Radar- und Satelitentechnologie sind Baken als Orientierungszeichen für die Schifffahrt überflüssig geworden, so dass das Wasser-Schifffahrtsamt in Tönning entschieden hat, auf Trischen keine weitere Buschsandbake mehr zu errichten. Die Geschichte der Buschsandbaken auf Trischen hat damit 1996 ein Ende gefunden.

Natur & Mensch

Mit der Entstehung von Salzwiesen Ende des 19. Jhd. erwachte weitergehendes Interesse an der wirtschaftlichen Nutzung dieser Insel. Nach ersten Landgewinnungsarbeiten durch Grüppenbau ab 1868 entstand 1897 ein sturmflutsicherer Ringdeich, der eine Viehtränke und ein zweigeschossiges, steinernes Schäferhaus umschloß. In den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jhd. war die Nutzung von Trischen als Schafweide immer wieder Rückschlägen durch die nicht aufzuhaltende Nordsee unterworfen.

Anfang der zwanziger Jahre begann dann eine neue Ära. Den unaufhaltsamen Wanderungstrieb der Insel mißachtend wurde das Projekt eines Trischenkooges in Angriff genommen. Unter größten finanziellen wie technischen Aufwendungen wurde 1925 ein 2,7 km langer Deich fertig gestellt, der etwa halbkreisförmig östlich der Dünenkette lag. Der entstandene 78 Hektar große Trischen- oder Marienkoog wurde intensiv landwirtschaftlich genutzt:

Neben Weide- und Wiesennutzung wurden auch Roggen, Weizen, Hackfrüchte und Klee angebaut, sowie eine Obstbaumplantage gepflanzt. Am dünenseitigen Rand des Kooges war ein luxuriöses Wohnhaus mit Freitreppe, großen Veranden und 34 Räumen entstanden, der sog. Luisenhof. Gleichzeitig baute ein Berliner Regierungsdirektor als Feriendomizil auf den Dünen das; hölzerne Landhaus Hedwig.

Trotz intensiver und teurer Sicherungsmaßnahmen konnte man Mitte der dreißiger Jahre die Augen nicht davor verschließen, dass die Wanderung der Insel nicht aufzuhalten war. Nach nur kurzer Blütezeit in der landwirtschaftlichen Nutzung 1934 und 1935 wurden sämtliche Küstenschutzmaßnahmen 1936 eingestellt. Nur wenige Jahre später im Frühjahr 1943 brach das Meer durch die Dünen und zerstörte den Koog endgültig. Die Gebäude waren in den Jahren zuvor bereits an "Selbstabholer" verkauft und abgerissen worden.

Bis 1947 ließ ein Schäfer noch eine Herde auf der Insel weiden. Seither ist die Insel rein der Natur überlassen. Heute künden nur noch alte, zum Teil wieder freigespülte Zeugnisse ehemaliger Bewirtschaftung von dem gescheiterten Versuch, die Insel dem Menschen zu unterwerfen.

Naturschutz auf Trischen

Naturschutz hat auf Trischen eine lange Tradition. Die ersten Hinweise auf den Vogelreichtum der Insel entstammen allerdings wenig erfreulichen Überlieferungen über organisierte Ausflüge zur Vogeljagd am Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch bereits 1909 wurde Trischen per Erlaß zur Seevogelfreistätte erklärt. Die Naturschutzarbeit unterlag jedoch immer wieder wirtschaftlich bedingten Rückschlägen. Für das Jahr 1920 sind z.B. für Trischen 37.000 gesammelte Eier dokumentiert.

Ab 1927 übernahm der heutige Naturschutzbund Deutschland (NABU, ehemals Deutscher Bund für Vogelschutz, DBV) die Betreuung der Insel Trischen. Lina Hähnle, die Gründerin des Bundes für Vogelschutz, unterzeichnete 1932 den ersten Betreuungsvertrag in dessen Folge alljährlich Vogelwärter vom Verband aus nach Trischen geschickt wurden.

War es in den ersten Jahren und nach dem Krieg die Hauptaufgabe des Vogelwarts, das Absammeln der Seeschwalbeneier zu verhindern und die Jagd auf Brut- und Rastvögel zu beenden, so hat sich das „Berufsbild“ heute gewandelt: Die Eiersammler von früher gehen in den Supermarkt. Die Rolle des Betrachters, der Bestände, Veränderungen, Einflüsse und Eingriffe beobachtet und dokumentiert gewann immer mehr an Bedeutung. Heute ist Trischen eine gewichtige Grundlage für das wattenmeerweite Dauerbeobachtungsprogramm (Monitoring), um zuverlässige Erkenntnisse über Veränderungen und mögliche Ursachen zu gewinnen und mögliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Bedrohungen für das Wattenmeer sind auch heute noch vorhanden. Sie gehen nicht mehr von einzelnen Leuten aus, sondern sind Folge unserer Lebensgewohnheiten. Um den negativen Einfluss des Menschen auf das komplexe Ökosystem zu vermeiden, wird die Notwendigkeit immer größer, den Ablauf natürlicher Prozesse und ihre Wechselwirkungen zu verstehen.

Für den NABU ist es daher wichtig, über den Außenposten auf Trischen Auge und Ohr am Puls der Natur zu haben und einen Beitrag zum Verständnis des Naturraums Wattenmeer zu liefern. Seit 1909 waren auf Trischen bisher knapp 30 Personen jeweils für die Saison von Frühjahr bis Herbst als Vogelwart tätig.

Die Vogelwärter(innen) Trischens

  • 1932-35, 1937-39, 1948-53, 1972, 1978, dazwischen oftmals als Helfer: Hugo Wolter, Fotograf aus Giengen. Er war der erste offizielle DBV-Vogelwart und über 50 Jahre sehr eng mit Trischen verbunden. Nach ihm ist die ehemalige Vogelwärterhütte von 1976 benannt.
  • 1962-1965, 1967: Siegfried Neumeister; Diplom-Forstwirt aus Lindau. Führte erste Einschränkungen des Besucherstroms auf Trischen ein.
  • 1976, 1980-99: Peter Todt, Optikingenieur; Peter Todts konsequentem Einsatz für den Schutz Trischens ist es zu verdanken, dass diese Insel heute allein der Natur vorbehalten ist.
  • 2000 Ansgar Diederichs, Biologe aus Rheinhausen.
  • 2001/2002: Stefan Wolff, Biologe aus Schleusanien.
  • 2003: Steffen Oppel, Landschaftsökologe aus Oldenburg.
  • 2004: Sebastian Berger, Forstingeneur.
  • 2005/2006: Pia Reufsteck, Biologin aus Tübingen.
  • 2007: Clemens Schneider, Wattenmeer-begeistert seit seinem (Schutten-) Zivi auf der Insel Pellworm. Er studierte Geographie und Musik auf Lehramt.
  • 2008: Monika Dorsch, Biologin und Orgelbauerin aus Altötting.

Inselchronik

  • Jahr Ereignis
  • um 1600 Erste überlieferte Berichte von einer Insel
  • bis etwa 1750 Insel mit Vegetation, danach Abflachung zur Sandbank
  • ab 1850 Erneute starke Auflandung und Salzwiesenbildung
  • 1868 Erstmals Landgewinnungsarbeiten durch Grüppenbau
  • 1895-97 Errichtung eines Blockhauses in den Dünen für Küstenschutzarbeiter; Bau eines kleinen Ringdeiches mit zweigeschossigem, steinernem Schäferhaus und Viehtränke, Beginn der Beweidung mit Schafen (1.Pächter: Theodor Frenssen, Bruder des dithmarscher Heimatdichters Gustav Frenssen)
  • um 1900 Exzessives Eiersammeln und Jagd ruinieren die Vogelbestände in den Brutkolonien (Silbermöwe an der Küste fast ausgerottet), Erlegung tausender Brandenten zur Mauserzeit
  • 1909 Trischen wird durch Erlaß von Landrat und Jagdpächter Johannsen Vogelfreistätte, Überwachung durch Angestellte der Domänenverwaltung -
  • ab 1911 mit Polizeigewalt ausgestattet - ornithologische Betreuung durch Verein Jordsand, (1909 und 1910), seit 1919 Brutbestandsaufnahmen
  • 1910-17 Brutplatz für bis zu 600 Zwergseeschwalben und 150 Seeregenpfeifer
  • nach 1918 Massives Eiersammeln in der Nachkriegszeit (ab 1920 Versuch der Kanalisierung durch Verpachtung, in diesem Jahr 37.000 Eier, überwiegend der Flußseeschwalben)
  • bis 1921 Jährlicher Rückgang der Strandbreite um 30 Meter (von 1500 m 1884 auf 260 m)
  • 1922-25 Eindeichung eines 78 Hektar großen Kooges, Bau des "Luisenhofes" und Aufnahme intensiver Landwirtschaft einschließlich Ackerbau durch Pächter Jürgen Brandt
  • 1926-33 Pachtzeit durch die Stadt Altona, Bau der größten Scheune Dithmarschens und Betrieb eines Kindererholungsheimes; Intensive Küstenschutzarbeiten (Steindeckwerk und Stahlbuhnen zur Dünenfußsicherung), aber massive Zunahme technischer und finanzieller Probleme; Ansiedlung von englischem Schlickgras (1927); Jährliche Kutterregatta von Friedrichskoog mit Scheunenfest auf Trischen
  • ab 1927 Betreuung durch den Bund für Vogelschutz (BfV, später DBV, dann NABU), zunächst durch den Bundesverband unter seiner Gründerin Lina Hähnle, ab 1966 durch den Landesverband
  • 1934 Trischen wird Naturschutzgebiet; Beginn einer kurzen wirtschaftlichen Blütezeit unter Pächter Hermann Dreeßen
  • 1936 Aufgabe der intensiven Küstenschutzmaßnahmen. Aufforderung an Bauer Dreeßen, die Insel zu verlassen.
  • 1943 Endgültiger Durchbruch des Meeres durch die Dünen, Aufgabe des Hofes und aller Gebäude (letzte Beweidung 1947)
  • 1944-47 In der Nachkriegszeit erneutes Naturschutzvakuum, Eiersammeln und Vogeljagd, vor allem auf mausernde Brandenten
  • um 1950 Beginn des Aufstiegs der Silbermöwe als Brutvogel auf Trischen; Otto G. Meier bestimmt ab jetzt mehr als drei Jahrzehnte als NABU-Referent die Naturschutz-Geschicke
  • 1955 Ansiedlung einer Brandseeschwalbenkolonie
  • 1959 Erneuerung der Natuschutzgebietsverordnung mit Erweiterung um die umliegenden Wattflächen; Bau der ersten Vogelwärterhütte (Unterkunft zuvor unter anderem im Bakenschutzraum mit Strohlager)
  • etwa 1960 Intensivierung der seit den Zwanziger Jahren durchge- führten Möwenbekämpfung (Lachmöwen bis 1981, Silbermöwen bis 1987) - Insel von ausgesetzten Kaninchen kahlgefressen
  • 1962 Verheerende Sturmflut mit Einebnung der Dünen, Auslöschung des Kaninchenbestandes und Zerstörung der Vogelwärterhütten - Befürchtung des Untergangs von Trischen
  • 1976 Sturmflut mit höchstem bisher gemessenem Wasserstand, erneute Einebnung der Dünen und Zerstörung der Hütten; Die sogenannte Wolter-Hütte wird errichtet
  • 1980 Zunehmendes Brutbestandswachstum der Lachmöwe; Haupt-Mausergebiet der Brandente mit über 100.000 Tieren (rund die Hälfte des europäischen Bestandes; zuvor Knechtsand, ab 1992 Elbmündung); Waffenerprobung von der Hubinsel "Barbara" im Watt, Schießübungen von Land aus Richtung Trischen seit Beginn der siebziger Jahre; Beginn der 20jährigen Ära Vogelwart Peter Todt (zuvor "Probejahr" 1976), Konsequente Entwicklung zur "Nullnutzungszone" und Reduzierung aller vermeidbaren Störungen durch Besucher, Flug- und Schiffsverkehr
  • 1981 Eine zweite Vogelwärterhütte, die sogenannte Meier-Hütte, wird errichtet
  • 1985 Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit Trischen als Kernzone; Baubeginn Ölförderinsel Mittelplate drei Kilometer südöstlich von Trischen
  • 1995 Rückgang der Fluß-(+ Küsten)seeschwalbenbestände auf etwa 500 Brutpaare; Großes Vogelsterben durch Botulismus-Bakterien im Sommer (vor allem Brandenten)
  • 1996 Größter Brandseeschwalbenbestand aller Zeiten mit 4.382 Paaren; Abbau der nicht mehr als Seezeichen benötigten Bake, deren elf Vorgänger - bis 1890 mindestens vier Kilometer nordwestlich der heutigen Insel - in den letzten zwei Jahrhunderten immer Insel-Wahrzeichen waren
  • 1997 Ansiedlung einer Kormorankolonie
  • 1999 Peter Todt übergibt "seine" Insel an Nachfolger
  • 2000 Die Meier-Hütte wird abgerissen, da die Insel unter ihr hindurchgewandert ist, nur das Grundgestell bleibt
  • 2001 Die neue Trischenhütte wird im Südteil der Insel gebaut; In Friedrichskoog wird die Buschsandbake wieder aufgestellt
  • 2002 Die Winterstürme reissen die Reste der Meier-Hütte vollständig um; Erstmalig brüten Löffler und Nonnengans auf der Insel
  • 2003 Zum ersten Mal seit 1955 brüten keine Brandseeschwalben mehr auf Trischen

Ergänzt nach "Chronologie Trischens" aus der Broschüre: Trischen - Perle im Nationalpark