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Version vom 15. Oktober 2010, 23:28 Uhr

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Friedrich Ruge

Friedrich Oskar Ruge (* 24. Dezember 1894 in Leipzig, † 3. Juli 1985 in Tübingen) war als Militär, Politiker und Schriftsteller auch in Cuxhaven tätig.

Persönlicher Werdegang

Friedrich Ruge wurde zu Heiligabend 1894 in eine Familie von Akademikern geboren. Der Vater, Dr. Walter Ruge, war Geograph und Gymnasialprofessor in Leipzig, die Mutter war Martha Ruge, geb. von Zahn. Der Großvater, Prof. Sophus Ruge, geboren in Dorum, war Geograph und Geographiehistoriker. Nach ihm ist ein Cap auf der Insel Neu Brittanien (Papua-Neuginea) (5° 32' 60 S, 149° 26' 60 E.) benannt. Sein Onkel, Prof. Dr. med Reinhold Ruge, war Marinegeneralarzt. Sein Großonkel war Hofbuchhändler in Dresden.

Auch wenn Friedrich in Leipzig geboren wurde, lagen die Familienquellen in Dorum bei Cuxhaven. Er hatte zwei Geschwister. Er besuchte in Leipzig die renomierte Thomasschule, bekannt durch den Thomanerchor, bis der Vater als Gymnasialrektor nach Bautzen berufen wurde, wo er seine letzen beiden Schuljahre verbrachte. Er erlebte nach seinen Worten eine harmonische und familienbezogene Jugend. Schon früh schloss er sich der Wandervogel-Bewegung an; zeitlebens war er begeisterter Wanderer. Seine zweite Leidenschaft war das Schreiben. Zu jeder Zeit war er nebenbei, so er Zeit fand, auch schriftstellerisch tätig, wie auch andere Marine-Kameraden. Sein Repertoire reichte von humoristischen Gedichten über teils humorvoll verfasste Erlebnisse oder Begebenheiten hin zu politischen und militär-historischen Werken (siehe Anhang). Nach dem WK II wurde er schriftstellerisch in Bremerhaven als Mitarbeiter im `US-Naval Historical Team´ tätig, das sich der maritimen Komponente im heraufziehenden Ost-West-Konflikt widmete, sowie bei der Deutschen Marinebund – Zeitschrift „Leinen los!“. Seiner Wanderleidenschaft entsprechend wurde Ruge später korrespondierendes Mitglied des `Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde`.

Ruge heiratet im August 1920 Ruth Greff († 1967), hat 5 Kinder, von denen eines im Alter von 11 Monaten stirbt.

Friedrich Ruge stirbt 90-jährig als hoch geehrter und dekorierter (s. u.) Angehöriger von vier Marinen am 3. Juli 1985 in Tübingen.
Die Wertschätzung, die Ruge bei den verbündeten Streitkräften genoss, drückt sich u.a. in der nach seinem Tod erfolgten Benennung eines Vortragsraumes in der A. Keith Brewster Science Library in Wisconsin in "Admiral Ruge Archives" aus.

Friedrich Ruge war mütterlicherseits verwandt mit dem Journalisten Peter von Zahn.

Militärischer Werdegang

Bis WK. I

Ruges Werdegang als Mariner beginnt 1912 als 17-jähriger Abiturient durch eine von seinem Onkel vermittelte Rundfahrt auf der `S.M.S. Hessen´. Dieses Erlebnis dürfte für ihn die Weichen für seine Zukunft gestellt haben. So meldet er sich spontan im März 1914 in Flensburg-Mürwig zur Marineschule. Den Ausbruch des I. WK. erlebt er auf dem Großen Kreuzer `S.M.S. Hertha´. Er durchläuft als Offizieranwärter jede Stufe der Ausbildung, teils an Land, teils zur See, belegt diverse Lehrgänge, dient mal an der Ost-, mal an der Westfront. Sein erstes Kommando erhält er am 24. Dezember 1914 auf dem Leichten Kreuzer `S.M.S. Lübeck´. `Sein´ Kriegsende erlebt er als traumatisierendes Erlebnis als Kommandant eines Torpedobootes in Scapa Flow auf den Orkneys, als sich dort auf Befehl des Konteradmirals v. Reuter sieben Monate nach Kriegsende der internierte Kern der Deutsche Marine versenkt. Damit gehen 16 Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, 8 kleine Kreuzer und 50 Torpedoboote bei strahlendem Sonnenschein und aufgezogenen Kriegsflaggen verloren. "Wir trauten unseren Augen nicht, als die Schiffe plötzlich absackten...", erinnern sich englische Seeleute. "Jauchzende und singende Seeleute kletterten aus ihren Rettungsbooten zu uns an Deck..." (Sie hatten mit der Versenkung 7 Monate `Gefangenschaft´ auf engstem Raum und unter großem Mangel auf den Schiffen hinter sich). Auch englische Schulkinder bejubelten das Schauspiel. Sie hatten die schwimmenden Ungetüme von einer Barkasse aus besichtigt und "dachten, die Schau sei zu ihrem Vergnügen arrangiert worden", so ein anderer Zeuge.
Damit geht er mit rd. 150 Offizieren und 5.000 Mann Besatzung für weitere 7 Monate in englische Gefangenschaft.

Bis WK. II

Im April 1920 nimmt er wieder den den Dienst in der Reichsmarine auf, studiert nebenbei einige Semester Schiffbau, belegt Strachstudien in Englisch und Italienisch und wird zum Minenabwehrspezialisten. 1932 wird er Chef der 1. Minensuchflottille, im Juni 1937 Kommandant der Minensuchboote.
Am 1. April 1938 wird Cuxhaven mit der Verlegung der Führung der Minensuchboote von Wilhelmshaven nach Cuxhaven unter Fregattenkapitän Friedrich Ruge wieder Minensucherstadt.
Mit Beginn des Krieges WK. II wird die Führung der Minensuchboote geteilt in Ost und West. Ab 24. August 1939 wird in Cuxhaven auf dem Tender JAGD (M-82) der Stab des Führers der Minensuchboote West errichtet unter Konteradmiral Strohwasser. Im Oktober 1939, nach dem Ende des Polenfeldzuges, wird Strohwasser von Kommodore Friedrich Ruge abgelöst bis Februar 1941. 1940 in seinem Amt nach Troville/Frankreich verlegt, unterstehen ihm zusätzlich die Flottillen der Räumboote und Sperrbrecher. Am 11. Oktober 1940 bekommt er das Ritterkreuz verliehen.
Weitere Aufgaben führen ihn u.a. als Chef des Deutschen Marinekommandos nach Italien, als Admiral bei der Heeresgruppe B zum Generalstab Rommels und zum Chef des Konstruktionsamtes im Oberkommando der Kriegsmarine.

Nach Kriegsende

Während seiner Kriegsgefangenschaft bis November 1946 beschäftigt sich Ruge mit der Unterrichtung Deutscher Mitgefangener in Fremdsprachen.
Nach seiner Entlassung ist er bis 1949 als Englischlehrer und –dolmetscher sowie als Bibliothekar tätig. Von 1949 bis 1952 verfasst er unter amerikanischer Aufsicht als Mitarbeiter des `Naval Historical Team´ Aufzeichnungen über seine Erfahrungen als Marinesoldat im Krieg vor allem gegen Russland. Im neu gegründeten Deutschen Marinebund wird er Organisationsleiter und schreibt für die Verbands-Zeitschrift „Leinen los!“. Gleichzeitig engagiert er sich im Verband Deutscher Soldaten und in der Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise. Von 1952 bis 1954 ist er parteiloser Vorsitzender des Kulturausschusses im Rat der Stadt Cuxhaven. Nebenbei setzt er verstärkt seine marine-historische schriftstellerische Tätigkeit fort.

Am 1. März 1956 tritt er der Bundeswehr bei als Leiter der Abteilung VII – Marine. Am 1. Juni 1957 wird er als Vizeadmiral zum ersten Inspekteur der Marine ernannt. Damit war er zuständig für die der NATO unterstellten Marineverbände. Entsprechend seinem Motto: `Erleben - lernen – weitergeben´ legte er das Hauptaugenmerk auf die Aus- und Weiterbildung des Führungsnachwuchses. Sein Motto hier: `Wir sind eine Marine mit begrenzten Mitteln aber unbegrenztem Horizont´.
Am 14. Juli 1956 besucht Ruge als Inspekteur der Marine Cuxhaven.

1961 geht Ruge mit 66 Jahren in den Ruhestand. Nachdem er bereits 1954 seinen Wohnsitz nach Süddeutschland verlegt hat, lehrt Ruge ab 21. Juli 1967 auf einer von Theodor Eschenburg geförderten Stelle zunächst als lehrbeauftragter Honorarprofessur, dann als ordentlicher Professor für Politische Wissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen. Zusätzlich bekleidet er die Ämter als Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Präses des Arbeitskreises für Wehrforschung sowie Präsident der Gesellschaft für Wehrkunde.

Seine aufklärerische Tätigkeit sowohl bereits in englischer Gefangenschaft, als auch anschließend unter den Amerikanern und seine dadurch bedingten internationalen Verbindungen ebnen Ruge nicht nur den Weg zum Inspekteur der Marine, sondern zur Berufung in den `Himmeroder Kreis´. Dieser bestand aus einer Anzahl höchster Militärs der Wehrmacht, die, von Konrad Adenauer zusammengerufen, entscheidend die Gründung der Bundeswehr planten und vorbereiteten. Die Ergebnisse dieser Planung schlugen sich nieder in der 1950 erstellten geheimen `Himmeroder Denkschrift´. Ruge wirkte hieran für den Bereich der Marine mit. Ebenso war er beteiligt an den Sondierungsgesprächen im Amt Blank, dem Vorläufer des Bundesverteidigungsministeriums. Damit hatte er wesentlichen Anteil an der Gründung der Bundeswehr.

Militärischer Werdegang bis 1945 - tabellarisch

1. April 1914 Eintritt in die Kaiserliche Marine als Seekadett
2. April – 10. Mai 1914 Infanterie-Ausbildung an der Marineschule Kiel-Wik
Mai – 10. August 1914 S.M.S. „Hertha“
11. August – September 1914 S.M.S. „Lothringen“
Oktober – November 1914 S.M.S. „Hertha“
November – 23. Dezember 1914 Funkerlehrgang an der Marineschule Mürwik
Dezember 1914 – Februar 1915 S.M.S. „Lübeck“
Februar – 30. November 1915 S.M.S. „Elsass“
1. Dezember 1915 – Februar 1916 Navigationslehrgang
1. März – April 1916 Torpedofahrlehrgang – Torpedo-Schulhalbflottille
Mai – Juni 1916 Fähnrich-Artillerie-Lehrgang auf S.M.S. „Kaiserin Augusta“
Oktober 1916 – November 1918 Wachoffizier auf Torpedoboot B 110, 4. Torpedohalbflottille
November 1918 – 21. Juni 1919 Kommandant auf Torpedoboot B 112, 4. Torpedohalbflottille
21. Juni 1919 – Januar 1920 Britische Kriegsgefangenschaft
April – Juni 1920 Küsten-Warnanlage KWA I
September 1920 – September 1923 Sperrversuchskommando, Adjutant und Assistent, K M 60
Oktober 1923 – September 1924 Küsten-Warnanlage KWA III
Oktober 1924 – September 1926 Studium Schiffbau an der Technischen Hochschule Berlin
Oktober 1926 – September 1928 KM 136, 1. Minensuchflottille
Oktober 1928 – September 1932 Sperrversuchskommando
Oktober 1932 – September 1934 Chef 1. Minensuchflottille
Oktober 1934 – Mai 1937 A III Station O
Juni 1937 – September 1939 Führer der Minensuchboote
September – Oktober 1939 Führer der Minensuchboote Ost
Oktober 1939 – 16. Februar 1941 Führer der Minensuchboote West
17. Februar 1941 – 17. Mai 1943 Befehlshaber der Sicherung West
18. Mai – August 1943 Befehlshaber Marinekommando Italien
August – November 1943 Führerreserve
November 1943 – August 1944 Admiral bei der Heeresgruppe B -Rommel-
August – Oktober 1944 Oberkommando der Wehrmacht / Amt für Schiffbau (zur Verfügung)
November 1944 – Mai 1945 Oberkommando der Wehrmacht / Chef Amt für Schiffbau

Führungsposten

1. Juni 1937 Führer der Minensuchboote
1. September 1939 Führer der Minensuchboote Ost
15. Oktober 1939 Führer der Minensuchboote West
im April 1940 zugl. Führer der Kriegsschiffgruppe 10 (Operation Weserübung)
17. Februar 1941 - 31. Mai 1943 Befehlshaber der Sicherung West
12. März 1943 - 21. Mai. 1943 zugl. Chef des Sonderstabes Tunesien bei der kgl. ital. Marine
22. Mai 1943 - 12. August 1943 Befehlshaber des Deutschen Marinekommandos Italien
es folgten einige Stabsstellungen
5. März 1956 - 31. Mai 1957 im Verteidigungsministerium als Abteilungsleiter VII Marine
1. Juni 1957 - 30. September 1961 Inspekteur der Marine

Beförderungen

1. April 1914 Seekadett
23. Dezember 1914 Fähnrich zur See
13. Juli 1916 Leutnant zur See
28. September 1920 Oberleutnant zur See, Patentierung vorbehalten
14. Mai 1921 Oberleutnant zur See mit Wirkung und RDA vom 28. September 1920
1. Oktober 1925 Kapitänleutnant
1. April 1933 Korvettenkapitän
1. Januar 1937 Fregattenkapitän
1. Januar 1939 Kapitän zur See
1. Februar 1940 Kommodore
1. April 1942 Konteradmiral
1. Februar 1943 Vizeadmiral
November 1943 Admiral
1. März 1956 Vizeadmiral

Ehrungen

26. August 1917 Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
2. März 1918 Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse
2. Oktober 1936 Dienstauszeichnung der Wehrmacht II. bis IV. Klasse
21. Dezember 1936 Olympia-Ehrenzeichen II. Klasse
17. Oktober 1939 Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse
2. Oktober 1939 Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse
15. Februar 1940 Kriegsabzeichen für Minensuch-, U-Boot-Jagd- und Sicherungsverbände
21. Oktober 1940 (41?) Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
1. Juni 1958 (60?) Corona d´Italia - Großoffizierskreuz des Verdienstordens der Republik Italien
1961 Kommandeurskreuz der US-Legion of Merit
28. September 1961 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Anhang: Literarische Werke Ruges – auszugsweise

Gedicht:

Labskausch ist ein Seemannsessen, drum den Hering nicht vergessen. / Rinderpökel gibt Gehalt, plus Kartoffeln, nicht zu alt.
Alles durch den Wolf gedreht, dass es durch die Kehle geht. / Und ´ne Menge Zwiebel macht´s Aroma garnicht übel.
Mit Spiegeleiern, gut gebraten, stimmt der Kalorienladen. / Dazu noch die roten Rüben... Verführerisch!... [1]


  • „Ottern und Drachen - Lustige Treibminen auch für Landratten“, Lustige Geschichten und Anekdoten aus dem Dienst der Minensucher – illustriert, Autor: Friedrich Ruge, Kapitän z. S. und Kommodore – 1942, vergriffen
  • "Ausgeschlippt! - Neue Folge "Ottern und Drachen", (Bertelsmann Gütersloh 1943), vergriffen
  • "In vier Marinen - Lebenserinnerungen als Beitrag zur Zeitgeschichte" (Bernard und Graefe, 1979)
  • „Torpedo- und Minenkrieg“ (J.F. Lehmanns, München/Berlin, 1940)
  • „Entscheidung im Pazifik“ (Dulk Verlag, Hamburg, 1951)
  • „Der Seekrieg 1939 – 1945“ (KF Koehler Verlag, Stuttgart, 1954)
  • „Rommel und die Invasion“ (KF Koehler Verlag, Stuttgart, 1959)
  • „Politik und Strategie“ (Bernard & Graefe Verlag, München, 1967)
  • „Küstenvorfeld“ (Bernard & Graefe Verlag, München, 1974)

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Quellen


Fußnoten

  1. Entnommen aus: Sonja Matthes: Cuxhaven - Ein Lesebuch, ISBN 3-88042-892-1

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