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Kopf, Hinrich Wilhelm

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Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf
Grabstelle Kopf

Hinrich Wilhelm Kopf (* 6. Mai 1893 in Neuenkirchen (Land Hadeln); † 21. Dezember 1961 in Göttingen) war erster Ministerpräsident von Niedersachsen.

Nach dem Besuch der Volksschule seines Heimatdorfs, welche heute seinen Namen trägt, besuchte er das Realprogymnasium in Otterndorf, wechselte dann auf die Höhere Staatsschule nach Cuxhavenund nach einem 9-monatigen USA-Aufenthalt an das Gymnasium Andreanum nach Hildesheim, wo er 1913 das Abitur ablegte. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und der Volkswirtschaft in Marburg und Göttingen bestand er 1917 das Staatsexamen und wurde Referendar Bei den Oberlandesgerichten Hamburg und Celle. 1918 diente Kopf als Soldat bei der Cuxhavener Matrosen-Artillerie-Abteilung. Hier wurde er von den Soldaten seiner Batterie in den Soldatenrat gewählt. Nach 1918 war er unter anderem Leiter des Presseamzes der Stadt Bielefeld und persönlicher Referent des Reichsministers des Innern Dr. Eduard David. Zwischen seinen Behördentätigkeiten arbeitete Kopf als Makler für Immobilien und Versicherungen. Seit 1919 war Kopf Mitglied der SPD. Zwischen 1933 und 1945 war er wiederum selbständiger Kaufmann und Landwirt. Von 1940 bis 1943 wurde er dienstverpflichtet zur Sicherstellung des Vermögens des polnischen Staates und polnischer Staatsangehöriger. Wegen dieser Tätigkeit stellte Polen 1948 einen Auslieferungsantrag wegen Kriegsverbrechen, der jedoch von der Britischen Militärregierung als unbegründet zurückgewiesen wurde.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover (Abt. A 23, Nr. 1, großer Findling, am Südwestufer des Teichs).

Während seines Studiums war er Mitglied der fakultativ schlagenden schwarzen Verbindung Lunaburgia Göttingen im Miltenberger Ring.

Kopf gilt als Förderer und Mitbegründer des Landes Niedersachsen, wenn er auch nicht erreichte, dass neben den Ländern Oldenburg, Braunschweig und Hannover auch das Land Lippe und der Regierungsbezirk Minden dem neuen Land Niedersachsen angehörten.

Politische Ämter

  • 19281932: Landrat des Landes Hadeln in Otterndorf
  • 19321933: Regierungsangestellter in Oppeln, Provinz Oberschlesien
  • 19451946: Präsident (1. Mai 1945) bzw. Oberpräsident (18. September 1945) der preußischen Provinz Hannover
  • 1946: (23. August) Ministerpräsident des Landes Hannover
  • 1946 (23. November) – 1955 und 19591961 Ministerpräsident von Niedersachsen
  • 19571959 stv. Ministerpräsident und Innenminister von Niedersachsen


Aus seinem Leben

Der aus einem landwirtschaftlichen Haus stammende Kopf liebte es deftig. Der plattdeutsche Autor Werner Tietje, ebenfalls aus Neuenkirchen, verfasste ein Buch mit dem Titel „Hinnek Willem Kopp“ über seine derben Sprüche. Auf sein Konto gehen Weisheiten wie: „Ich bin Sozialist, weil ich Christ bin“, aber auch der in dem alten Landratsamt eingerahmt hängende plattdeutsche Snack: „Pus´di man nich op, büst ok blot mit´n nookten Moors oppe Welt komen <Blas' Dich nicht auf, Du bist auch mit nacktem Hintern auf die Welt gekommen>“.

Würdigungen

In Hannover hat der Niedersächsische Landtag die Anschrift "Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1", in Cuxhaven wurden die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße und die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne nach ihm benannt.

Kritik

In einer Dissertation der Göttinger Historikerin Teresa Nentwig wird dargestellt, das Kopf zwar kein Nationalsozialist, wohl aber Nutznießer des Systems war. Er habe an der Enteignung jüdischen und polnischen Besitzes in Polen mitgewirkt und sich persönlich daran bereichert. Der Göttinger Germanistik-Professor Dr. Frank Möbus erklärt nach dem Studium von Raub- und Beuteliteratur an der Universität Göttingen, Kopf habe bereits ab 1934 gewinnbringende Geschäfte auf Kosten verfolgter Juden gemacht. Andererseits wird von Teresa Nentwig entlastend vorgetragen, Kopf habe verfolgte Geistliche, eine Polin und eine vertriebene jüdische Deutsche finanziell unterstützt. Derzeit werden die Vorwürfe gegen Kopf auf Bitten des Ältestenrates des Niedersächsischen Landtages durch die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen überprüft und bewertet[1].



Fußnoten

  1. s.a. Artikel in der FAZ v. 1.8.2013 "Niedersachsens Denkmal wankt"