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Dicke Berta

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Dicke Berta in Altenbruch
Dicke Berta 2015

Die Dicke Berta war ein Leuchtturm in Altenbruch.

Beschreibung

Wegen wechselnder Untiefen, Strömungen und Richtungsänderungen gilt die Elbemündung bei Altenbruch als schwieriges Fahrwasser. Da die schon bestehenden Leuchttürme auf Neuwerk, der Hamburger Leuchtturm in Cuxhaven sowie die Baken und Blüsen Ende des 19. Jahrhunderts den Anforderungen der Seefahrt nicht mehr genügten, wurden 1897 drei neue Leuchttürme gebaut, die „Schlanke Anna“ in Osterende Groden als Oberfeuer mit den Unterfeuern in Neufeld und Altenbruch. Der an der Altenbrucher Hafeneinfahrt errichtete Leuchtturm wurde am 25. November in Betrieb genommen.

1914 ergaben sich Veränderungen in der Fahrrinne, wodurch sich das Leuchtfeuer in Altenbruch nicht mehr an der richtigen Stelle befand. Es musste im Jahre 1916 um einige Meter verschoben werden. Dieses geschah mittels einer provisorischen Rampe. Außerdem bekam der Turm bei diesen Arbeiten das heutige Aussehen bis auf die schwarze Laterne.

Am 2. Mai 1919 wurde der Turm wieder in Dienst gestellt und ab diesem Zeitpunkt im Volksmund „Dicke Berta“ genannt.

Ab 1968 wurden die Leuchtfeuer an der Niederelbe überarbeitet und modernisiert, um mit neuer Technik und automatischem Betrieb ohne Leuchtturmwärter auszukommen.

Am 1. März 1983 wurde die Lampe des zuletzt noch als Quermarkenfeuer genutzten Turmes abgeschaltet.

Mit der Außerdienstellung wurde dieses Leuchtfeuer ein Fremdkörper im Deich, was zur Folge hatte, dass der Turm aus Stahl verschrottet werden sollte. Der Widerstand der Altenbrucher und die Möglichkeit, durch einen Ring aus Steinen die Deichsicherheit zu gewährleisten, ließen von diesem Plan Abstand nehmen. Am 18. August 1983 stellte das niedersächsische Verwaltungsamt in Lüneburg den Turm unter Denkmalschutz. Zur Erhaltung des Leuchtturmes gründete sich am 8. November 1983 der Förderverein Dicke Berta e.V., dessen Mitglieder den 13 m hohen schwarz-weißen Leuchtturm restaurierten. Seit dem Jahre 2002 kann der Turm ab Ostern bis September besichtigt werden. Das Standesamt Cuxhaven führt dort regelmäßig Trauungen durch.

1998-99 wurde der Deich erhöht. Bis zu diesem Zeitpunkt stand die „Dicke Berta“ auf dem Kamm des Deiches. Da die neuen Deiche an der Elbe einen Sandkern haben, wurde die seewärts gerichtete Flanke des Deiches um einige Meter verschoben, die Mitte mit feinem Spülsand aus der Elbe gefüllt und mit einem Kleiemantel versehen. So steht der Turm heute auf der landeinwärts gerichteten Flanke und etwa einen Meter unterhalb der Deichkrone.

In den Jahren 1873 - 1897 hatte die Dicke Berta einen Vorläufer, eine Leuchtbake. Sie stand 1 km elbaufwärts der Dicken Berta, bzw. 270 m elbaufwärts des Strandhauses Altenbruch.


Technische Daten

  • Geografische Lage 53° 50' 15 N und 08° 46' 21 E
  • Sichtweite: circa 12,5 Sm
  • Turmhöhe: 13,00 m vom Sockel bis zur Dachspitze
  • Höhe vom Sockel bis Rundgang: 8,40 m
  • Feuerhöhe: 10,00 m
  • Treppenstufen: 41
  • Turmdurchmesser: 4,25 m
  • Durchmesser vom Fundament: 5,30 m
  • Höhe vom Fundament: 4,90 m
  • Luftkessel für Otterblenden: Länge: 2580 mm
    • Durchmesser: 660 mm
    • Inhalt: 750 Liter
  • Optik: Gürtelleuchte 200, 250 bzw 400 mm.
  • Hauptlichtquelle:
    • Petroleum-Glühlicht
    • seit 1927 Glühlampe 300 und 500 W
    • Ersatz-Lichtquelle: Hängender Propangas-Glühlichtbrenner
  • Kennungsgeber: Otterblenden , Antrieb durch Quecksilbermotor.

Altem Leuchtturm hat die letzte Stunde geschlagen

Bericht im Cuxhaven-Journal vom Februar 1983

Einer der letzten noch mit einem Wärter besetzten Leuchttürme an der deutschen Nordseeküste wird in diesen Tagen zum letzten Mal seine Lichtsignale über die weite Elbmündung strahlen lassen: Der Leuchtturm an der Altenbrucher Schleuse soll außer Betrieb genommen werden. Ein modernes, ferngesteuertes und fernkontrolliertes neues Feuer hat die Aufgaben des kleinen stählernen Turms auf dem Deich schon übernommen. Gemeinsam mit Gustav Bendick, einem der letzten deutschen Leuchtturmwärter, sah sich das CUXHAVEN-JOURNAL in dem 66 Jahre alten Turm um.

Jeden Abend kurz vor Sonnenuntergang schließt Gustav Bendick die Eingangstür zum weißen Leuchtturm auf. Jetzt in den Wintermonaten beginnt für ihn damit ein Dienst von bis zu 16 Stunden. Erst wenn die Morgendämmerung angebrochen und die dunkle Nacht verscheucht ist, hat er Feierabend.

Wenn es draußen stürmt, regnet, schneit, friert oder auch ein wolkenloser Himmel den Blick auf den Sternenhimmel freigibt, sitzt der Leuchtturmwärter im Turmzimmer. Komfortabel ist es dort zwar nicht, doch ist der enge Raum mit der gebogenen Außenwand praktisch und gemütlich eingerichtet. Ein Ofen spendet wohlige Wärme, und eine große hölzerne Koje nimmt den größten Platz in dem engen Zimmer ein.

In einer Ecke hängt ein kleiner blankgeputzter Spiegel: »Das ist meine Verbindung nach oben«, berichtet Leuchtturmwärter Bendick dem Cuxhaven-Journal, »damit habe ich das Feuer oben auf dem Turm immer im Blick.« Tatsächlich ermöglicht es eine ganze Serie raffiniert angeordneter Spiegel, von der Koje im »Erdgeschoß« aus ständig die 500-Watt-Lichtquelle oben im Turm zu beobachten. »Dann muß man nicht so oft nach oben laufen«, erklärt Leuchtturmwärter Bendick weiter. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die funktionierenden Leuchtfeuer auf den Türmen an Land für die Schiffahrt draußen auf dem Strom sind: Er ist früher selber viele Jahre lang zur See gefahren.

Bevor er zum Leuchtturm nach Altenbruch kam, hatte er jedoch bereits beim Wasser- und Schiffahrtsamt Cuxhaven angeheuert: Auf dem Feuerschiff »Elbe 1« draußen vor der Elbmündung.

Gustav Bendick braucht den Blick allerdings nicht immer stur auf das Licht im Turm zu richten: Sollte die elektrisch betriebene Befeuerung einmal ausfallen, sorgt eine Automatik umgehend dafür, daß gleich anschließend eine mit Propangas betriebene Lichtquelle die Signale des Altenbrucher Turms wieder erstrahlen läßt, ein sogenannter »hängender Propangas-Glühlichtbrenner«.

Die Kennung mit grünem, weißem und rotem Licht bezeichnet heute noch den Kurswechselpunkt vor Altenbruch. Das Fahrwasser der Elbe macht an dieser Stelle einen Knick. Das »Quermarkenfeuer«, wie die offizielle Bezeichnung für die Aufgaben des Turms lautet, zeigt der Schiffahrt ganz genau an, wenn dieser Punkt erreicht ist.

In früheren Jahren hatte der AItenbrucher Leuchtturm nicht nur eine feste Kennung: Mit Luft betriebene Lamellen schlossen und öffneten sich in genau festgelegten zeitlichen Abständen. Diese Einrichtung, an die nur noch eine überdimensionale »Luftpumpe mit einem riesigen Schwungrad am Boden des Turms erinnert, wurde allerdings bereits vor Jahren ausgebaut.

Seit 1917 steht der gedrungen wirkende Turm so bei Altenbruch im Elbdeich. In unmittelbarer Nähe des kleinen Altenbrucher Hafens vor der Schleuse gehört er zum gewohnten Bild. Doch jetzt haben seine letzten Stunden geschlagen: Der Turm muß dem Deichbau weichen. Aus Richtung Otterndorf haben sich die Deichbauer immer näher an die Altenbrucher Schleuse herangearbeitet. Jetzt ist abzusehen, wann die Baustelle den Turm erreichen wird. Dann ist er im Weg. Er soll weichen. »Wir haben für den Leuchtturm dann keine Verwendung mehr. Wenn sich ein Interessent findet,der den Abbruch übernimmt, könnten wir ihn fast verschenken«, erklärte Bauoberrat Pohl, der beim Cuxhavener Wasser- und Schiffahrtsamt für die Wasserstraßenaufsicht und damit auch für die Leuchttürme zuständig ist, dem CUXHAVEN-JOURNAL. In diesen Tagen soll das Feuer für immer verlöschen. Ein Ersatz dafür wurde bereits auf dem automatisch betriebenem und wesentlich größeren Oberfeuer Altenbruch geschaffen. Dieser neue Turm wird die Quermarkenfunktion übernehmen.

Gustav Bendick, der Leuchtturmwärter, und seine Frau Therese, die ihn hin und wieder unterstützte, trauern dem Altenbrucher Leuchtturm mit ein wenig Wehmut nach. Über viele Jahre hat er den Lebensrhythmus, den Ablauf fast jeden Tages, mitbestimmt. Manche Erinnerung knüpft sich an die Nächte auf dem Turm.

Wenn er dem Deichbau nicht weichen müßte, hätte der aus genieteten Stahlplatten gebaute Turm noch manchen Sturm überstanden, ohne Schaden zu nehmen. Trotzig hat er ja auch schon bisher dem Zahn der Zeit widerstanden. Die 66 Jahre sieht man ihm kaum an. Im Zuständigkeitsbereich des Wasser- und Schiffahrtsamtes Cuxhaven ist der Altenbrucher Turm der letzte, der noch täglich mit einem Wärter besetzt ist.

Quelle:Cuxhaven Journal Februar 1983

Altenbrucher Leuchtturm retten ihre Dicke Berta

Bericht im Cuxhaven-Journal vom Juni 193

Der Altenbrucher Leuchtturm kann gerettet werden! Leser des CUXHAVEN-JOURNALS machten es möglich: " Vielleicht kann der stählerne Turm sogar in Altenbruch bleiben. Als Erinnerung an die ausklingende Zeit der Leuchttürme an den großen Schiffahrtsstraßen der Welt.

In Altenbruch haben sich Interessierte zusammengefunden, um einen Verein zur Rettung der »Dicken Berta« ins Leben zu rufen. Aber auch aus Otterndorf wurde Interesse am Erhalt des Turmes bekundet. Eines steht mit Sicherheit fest: Auf dem Deich am Altenbrucher Hafen, wo der Leuchtturm seit Jahrzehnten seinen angestammten Platz hat, kann die »Dicke , Berta« nicht stehen bleiben. Der Deichbau fordert hier seinen Tribut. Der Turm muß weichen, damit der Damm gegen den „blanken Hans“ stärker und sicherer wird.

Aber so ganz einfach verschwinden wird der stabile Turm wohl nicht. Das Wasser- und Schiffahrtsamt in Cuxhaven, dem der Turm gehört, ist bereit, die »Dicke Berta« zum Schrottpreis zu verkaufen. Rund 1.200 Mark wären das, wie die Experten schnell errechnet hatten. Allerdings müßte der Käufer den Transport an einen neuen Standort finanzieren. Da ist es schon günstig, einen neuen Platz möglichst in der Nähe zu finden.

Dies hat sich auch der Ingenieur Karsten Brinkmann aus Altenbruch gesagt. Er nahm den Turm genau unter die Lupe und stellte fest: Trotz der Jahrzehnte, in denen die Konstruktion Wind und Wetter getrotzt hat, ist noch genügend Stabilität vorhanden. Beim Anheben und Abtransport besteht keine Gefahr, daß der Turm auseinanderbrechen könnte. Seitdem er das weiß, bemüht er sich um die Rettung des Turms.

Der Leuchtturmwärter hatte alles im Griff

Der Altenbrucher Leuchtturm ist das letzte Leuchtfeuer aus einer Generation, die jetzt verschwunden ist. Entlang der Elbe von Cuxhaven bis Hamburg stehen moderne, fernbediente und hochtechnisierte Türme der neuen Generation. Von der Leuchtturm-Romantik ist auf ihnen nichts mehr zu spüren. Ganz anders ist es da bei der »Dicke Berta«. wie der Turm aus Altenbruch liebevoll im Volksmund heißt. Hier hatte bis zum letzten Tag Leuchtturmwärter Gustav Bendick alles im Griff. Auch er würde sich sicherlich freuen, wenn es wirklich gelänge, den Turm zu retten.

Daß es in Cuxhaven durchaus möglich ist, maritime Technik aus vergangenen Tagen zu erhalten, hat sich beim Semaphor an der Alten Liebe gezeigt. In gemeinsamer Anstrengung konnten die Stadt Cuxhaven, das Wasser- und Schiffahrtsamt sowie die Firmen Reederei Cassen Eils und die Mützelfeldtwerft den Erhalt des Windanzeigers sichern. Die Cuxhavener Wetterstation hilft ebenfalls mit, das Semaphor zu erhalten. Sie liefert die notwendigen Wettermeldungen.

In Altenbruch wollen ebenfalls alle an einem Strang ziehen: Von Karsten Brinkmann ging die Initiative aus, nachdem er im CUXHAVEN-JOURNAL vom Schicksal Altenbrucher Leuchtfeuers gelesen hatte. Verkehrsverein, Werbegemeinschaft und Ortsrat haben sich inzwischen voll hinter Plan gestellt die „Dicke Berta“ erhalten. Ob der Turm in der Nähe der Schleuse am Altenbrucher Hafen Hafen bleiben kann, oder zum Strandhaus Altenbruch versetzt wer muß, wo er auf Dauer gesichert wäre, muß noch intensiv geprüft werden. Hier spielen auch die Kosten eine wichtige Rolle. Aber gerettet werden soll die „Dicke Berta“ auf jeden Fall. Bei so viel Engagement, wie jetzt in Altenbruch in dieser Angelegenheit bewiesen wird, müßte es gelingen, dieses Ziel zu erreichen.

Quelle:Cuxhaven-Journal Juni 1983


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