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Beckmannwerft (Geschichten)

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Geschichten von der Beckmannwerft, erzählt von Mitarbeitern der Werft.

Slipanlage

Erzählt von "Klabautermann" im Cuxhavenforum

Auf dem Bild ist neben dem Bürotrakt ist ein kleiner Anbau und darin war die Windenanlage für das erste Slip untergebracht. Die Winde ( sprich: Winsch ) wurde von einem Mann bedient und hatte zwei große Stahltrommeln, die von zwei E-Motoren über ein Getriebe angetrieben wurden.

Auf den Seiltrommeln war je ein dickes Stahlseil aufgewickelt, die beiden Seile wiederum verbanden sich mit den Slipwagen. Der Slipwagen konnte weit in das Hafenbecken hinein gefahren werden. Das war auch nötig, denn das Schiff ist in den Wagen hineingefahren und wurde bei uns meist von den Schiffszimmermännern auf den Slipwagen festgekeilt und ausgerichtet. Das Schiff musste ja auch grade und lotrecht gelagert sein. Das machte man mit Hilfe von drei Priggen. Priggen sind lange gerade Holzstangen. Eine am Bug und zwei am Heck des Schiffes. Zur Korrektur wurde das Schiff mit Talgen ( auch Flaschenzug genannt ) nach Back oder Steuerbord gezogen, bis es grade stand. Das machte alles ein Arbeiter auf dem Laufsteg, der auf jeder Seite des Slips verlief, er drehte auch an den langen Spindeln zum festkeilen des Schiffes.

Das Pallholz lagerte auf dem Slipwagen und wurde über diese langen Gewindestangen an die Bordwand des Schiffes gepresst und so verkeilt, dass das Schiff richtig fest stand. Danach konnte das Schiff mit dem Wagen und der Kraft der Winde aus dem Hafenwasser gezogen werden.

Dieser Vorgang wurde von Kurgäste und Cuxhavener immer wieder gern beobachtet

Schiffsrumpf nieten

Erzählt von "Klabautermann" im Cuxhavenforum

Nieter bei der Arbeit

Am Anfang meiner Lehrzeit auf der Beckmannwerft gab es auch noch Schiffe bei denen die Stahlplatten am Rumpf des Schiffes mit Stahlnieten miteinander verbunden wurden.

Kennt noch jemand die Niettechnik an Schiffen? Heute werden die Stahlplatten aneinander verschweißt. An einem Beispiel möchte ich den Nietvorgang, wie ich ihn damals erlebt habe schildern:

Es muss so 1963 gewesen sein als auf dem Slip 1 ein Kümo lag an dem einige neue Schiffsplatten erneuert wurden. Ich hatte meine vier Wochen Lehrzeit im Schiffbau zu absolvieren, so kam es das ich auch zum Nieten eingeteilt wurde. Keine so tolle Arbeit, ich werde noch berichten warum ich nicht so begeistert war. Aber eine interessante Erfahrung war es allemal.

Die Stahlplatten waren angebracht und die Bohrungen für die Stahlnieten passten genau übereinander, die Nietlöcher wurden nämlich mit der Schiffbaureibahle vorher passend aufgerieben.

Auf dem Deck des Schiffes stand schon der Ofen mit dem die Nieten glühend heiß gemacht werden. Der Ofen sah aus wie ein runder verrosteter Grill auf Stelzen. In der Mulde brannte schon heißer Koks, darüber lag eine dicke Stahlgabel, die diese Nieten über das Feuer hielten. Ein erfahrener älterer Schiffbauer hatte die Aufgabe die Niete weißglühend zu kochen. Wenn der Mann am Nietofen erstmal den glühenden Niet mit einer langen Zange vom Feuer genommen hat, musste alles Weitere sehr, sehr schnell gehen, damit der Niet auch heiß zum Nietloch kam. Für den Transport zur Nietstelle setzte man sehr gerne super schnelle Azubis ein.

Der Schiffbauer nahm mit seiner Zange den Niet vom Feuer und warf ihn in die offene Ladeluke. Unten im Schiff wartete schon ein Lehrling mit einem kleinen Metalleimer und fing den glühenden Niet auf und rannte so schnell wie es möglich war durch das Schiff. Meist war der Weg sehr lang und ging auch noch durch Räume, die durch Schotten getrennt waren. Dann wartet hinter dem Schott ein zweiter Azubi und übernahm ganz schnell den Niet und flitzte rasend schnell zur Nietstelle. Dort angekommen übernahm der Dübbermann den Niet und steckte ihn ohne zu zögern in die Nietbohrung. Wenn alles gut gegangen war begann auf der Außenseite des Schiffes der Nieter mit seiner Arbeit. Er bearbeitete den heißen Niet bis ein richtiger Kopf geformt war. Sein Presslufthammer hämmerte in ohrenbetäubenden Lärm auf die Metallteile, Stundenlang, sage ich Euch. Hörschutz wie man es heute kennt, gab es einfach nicht. Der Döbbermann hielt während dessen seinen Döpper gegen den Niet, damit er während des Nietens nicht rausflutschen konnte.

Wehe der Niet war schon zu kalt, dann wurde er einfach vom Nieter mit dem Presslufthammer ins Schiffsinnere geschossen und er hämmerte darauf noch wütend auf die Schiffsplatte. Denn die beiden Nieter erhielten meist Akkordlohn (Bezahlung pro gesetzten Niet!), die Anderen natürlich nur Stundenlohn. Das sagt schon alles aus.

Wer schon mal in einem leeren Schiffskörper war und gleichzeitig hämmert jemand außen gegen die Stahlplatten, wird verstehen was das für ein fürchterlicher Lärm ist.