Cuxpedia sucht Bilder aus Ihrem Fotoalbum. Sie können uns helfen. Mehr...

Ballin, Albert

Aus cuxpedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Albert Ballin

Albert Ballin (* 15. August 1857 in Hamburg; † 9. November 1918) war ein Hamburger Reeder und eine der bedeutendsten jüdischen Personen des deutschen Kaiserreiches.

Leben

Als jüngstes von 13 Geschwistern wurde Albert Ballin 1857 in Hamburg geboren. Seine Eltern waren aus Dänemark eingewandert und sein Vater „Samuel Joseph“ Ballin (18041874), der als Tuchhändler durch den Hamburger Brand mittellos wurde, hatte 1852 die Auswandereragentur „Morris & Co“ in Hamburg gegründet. 1874, nach dem Tod des Vaters, musste Albert mit 17 Jahren ins Geschäft einsteigen. 1875 erhielt er Prokura und wurde 1879 Teilhaber bei Morris & Co. Die Firma vermittelte Auswanderungswilligen Schiffspassagen nach England und weiter nach Nordamerika. 1881 übernahmen Morris & Co die Passagevertretung der Hamburger Carr-Linie, die später mit der Sloman-Linie die Union-Linie bildete. 1886 arrangierte Ballin deren Übergang in die HAPAG und wurde mit 29 Jahren deren Passagedirektor. Ab 1899 war er Generaldirektor der HAPAG und machte aus dem Unternehmen die größte Schifffahrtslinie der Welt.

Ballin starb am Tage der Abdankung des Kaisers durch Suizid.

Werk

Albert Ballins Wirkungsbeginn fiel mitten in die Auswandererzeit. In dieser Zeit reisten die unvermögenden Auswanderer im Zwischendeck der Passagierschiffe. Während den besser gestellten Passagieren Kajüten und Freidecks zur Verfügung standen, reisten die Zwischendeckspassagiere in notdürftig eingerichteten Frachträumen ohne jede Intimsphäre und fast ohne die Möglichkeit, ein Außendeck aufzusuchen. Hier nahm er die Möglichkeit wahr, sein Passage-Vermittlungsbüro mit der Carr-Reederei zu verbinden, die über zwei Frachtdampfer verfügte. Diese ließ er menschenwürdig ausbauen, sodass die Schiffe ausschließlich für Zwischendeckspassagiere fuhren, was schlussendlich bedeutete, dass es keine Kajütpassagiere und damit auch keine Beschränkungen mehr gab. Damit erreichte er einen enormen Zulauf, sodass er zusätzlich auch noch günstiger fahren konnte. Die wirtschaftliche Attraktivität des Massengeschäfts beschrieb er mit den Worten „ohne Zwischendeckspassagiere wäre ich innerhalb weniger Wochen bankrott“.

1886 war die Konkurrenz zwischen der Union-Linie und der Hamburg-Amerika-Paketfahrt-AG HAPAG, ab 1893 Hamburg-Amerika-Linie, im Auswanderergeschäft groß, und die Konkurrenten teilten den Markt unter sich auf. Nach diesen Absprachen wechselten 1886 Guido Wolff vom Vorstand der Union-Linie in den Vorstand der HAPAG. Im selben Jahr wurde Albert Ballin nach der Übernahme der Union-Linie durch HAPAG dort Leiter der Passageabteilung. 1887 führte Ballin den Schnelldienst Hamburg - New York ein und wurde 1888 in den Vorstand der HAPAG berufen, der damit auf drei Personen erweitert wurde. Zur verbesserten Auslastung der Schiffe im Winter fing er 1891 an, Kreuzfahrten zu veranstalten, zunächst in den Mittelmeerraum, später auch zu anderen Zielen.

Mit seiner Berufung zum Generaldirektor der HAPAG im Jahr 1899 war er im Wettbewerb um den Transatlantikverkehr für den Bau der damals größten und schnellsten Schiffe der Welt verantwortlich.

Für die Emigranten, die mit den Schiffen der damaligen HAPAG befördert wurden, schuf Albert Ballin nach dem Vorbild der Krupp-Siedlungen die nach ihm benannte Ballinstadt. Auf gut 55.000 Quadratmetern auf der Veddel in Hamburg und in rund 30 Einzelgebäuden ließ er Schlaf- und Wohnpavillons, Speisehallen, Bäder, Kirchen und Synagogen sowie Räume für ärztliche Untersuchungen errichten. Zweck der Ballinstadt war es, den Emigranten, die auf ihre Überfahrt warteten, einen sicheren Ort zur Verfügung stellen. Der Aufenthalt, die Unterkunft und Verpflegung in der Ballinstadt waren im Preis der Passagiertickets enthalten.

Die 1963 abgerissene Ballinstadt wurde teilweise an gleicher Stelle wieder aufgebaut und als Museumsstadt BallinStadt am 5. Juli 2007 eröffnet.

Ballin und Cuxhaven

Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts betreiben die HAPAG, Ballin und teilweise beide gemeinsam den Seebäderverkehr nach Helgoland, Sylt, Föhr und Norderney. Ballins eigene Reederei schließt 1939.

9. Mai 1889 Liniendienst nach Übersee (New York) ab Cuxhaven mit der `Augusta Viktoria´. Zu jener Zeit liegen die Schiffe vor Cuxhaven auf Reede und werden mittels Tenderschiffen vom alten Hafenbahnhof aus bedient. Es stehen 4 Schiffe zur Verfügung, die ansonsten auch im Seebäderverkehr nach Helgoland eingesetzt werden. Versetzt werden bis zu 700 Passagiere plus sämtlichem Gepäck und Stückgut, sowie Post.

22. Januar 1891 Beginn der weltweit ersten Luxus-Kreuzfahrt mit demselben Dampfer ab Cuxhaven in Anwesenheit des Kaisers.

22. Januar 1891 Anlässlich dessen wird gleichzeitig damit die ebenfalls weltweit erste Bordzeitung herausgegeben, ebenfalls vor Cuxhaven.

1896 kauft die HAPAG Grund zur Anlage der Hamburg-Amerika- und der Predöhlstraße für die Firmenleitung und die höheren Offiziere.

Von 1900 bis 1902 wird auf Betreiben Ballins der Neue Hafen, Vorläufer des heutigen Amerikahafens, ausgebaut. In diesem Zusammenhang wird der neue Hafenbahnhof, später getrennt benannt als HAPAG-Hallen und Amerikabahnhof, errichtet.

1902 werden für Vorarbeiter der HAPAG die so genannten `Schweizerhäuser´ an der Grodener Chaussee errichtet. Weitere Bauten im Lehfeld für Matrosen und Arbeiter werden aufgrund der um 1900 einsetzenden Rezession erst nach dem I. Weltkrieg ausgeführt; der Bau eines Altenheimes für HAPAG-Angestellte verbleibt.

Auf Betreiben des damaligen Fischereidirektors Hans Lübbert schafft Ballin am 23. Oktober 1907 die Voraussetzungen für eine Cuxhavener Fischereiflotte zur kontinuierlichen Belieferung der hierfür gegründeten Cuxhavener Hochseefischerei AG, deren stellvertretendender Aufsichtsratsvorsitzender und Teilhaber er bis zu seinem Tode bleibt. Hierdurch wird Cuxhaven Standort der größten fischverarbeitenden Industrie.

1912 kommt es zum endgültigen Ausbau des Neuen Hafens zum Amerikahafen, sowie zur Erweiterung des westlichen Hafenkopfes zum Steubenhöft. Auch dieses geschieht für die ständig wachsenden Ballin-Schiffe.

Mensch

Ballin wurde von der Hamburger Gesellschaft nicht voll akzeptiert. Für diese war er nur ein erfolgreicher Generaldirektor einer Reederei und eben nicht der Inhaber einer Firma. Trotzdem war er aufgrund seines Erfolges sehr einflussreich und pflegte unter anderem auch Kontakte mit Kaiser Wilhelm II., was ihm die Bezeichnung Der Reeder des Kaisers einbrachte. Beide, obgleich von unterschiedlicher Herkunft, verstanden sich bestens und verkehrten auch privat miteinander.

Ganz anders als in Hamburg sah seine Anerkennung im Ausland aus. So schreibt eine englische Zeitung i.J. 1914: "Es sind nicht die deutschen Panzerkreuzer, die Englands Herrschaft auf dem Meere bedrohen. Es ist Herr Albert Ballin und seine Hamburg-Amerika-Linie (Vorläuferreederei der HAPAG)." Damals war die HAPAG unter Ballin mit 206 Schiffen zur weltweit größten Schifffahrtsgesellschaft aufgestiegen; in der Passagierfahrt war sie dreimal so groß wie die größte englische Gesellschaft.

Mit dem Ende des I. Weltkrieges, den Ballin als den "... dümmsten Krieg, den die Weltgeschichte je gesehen hat" bezeichnete, bewahrheiteten sich seine Vermutungen. 178 der nach dem Krieg noch verbliebenen Schiffe musste die Gesellschaft abtreten. Diesen Untergang seines Lebenswerkes wollte Ballin nicht mehr miterleben.

Auf Druck der Nationalsozialisten wurde versucht, Ballins Andenken als Jude zu ignorieren. So wurde auch der erste HAPAG-Neubau nach dem Krieg, die `Albert Ballin´, umbenannt in `Hansa´.

Nach ihm ist in Cuxhaven der Albert-Ballin-Platz am Steubenhöft benannt worden.

Literatur

Weblinks